Wendepunkte – Abendbericht vom 3. Oktober 2025

Zur letzten Vorauswahl für das Finale des 32. Haidhauser Werkstattpreis am 3. Oktober 2025 hatten sich fünf Autorinnen und Autoren zum Vortrag ihres Textes eingefunden.

Den Anfang machte Giuseppe Tistera mit „Don Quichotte und Sancho Pansa heute“, wo sich der Held beim Versuch Dulcinea zu befreien ein blaues Auge von ihren Freiern holt, statt auf ein feindliches Heer auf steuerfestsetzende Politiker trifft und dabei Helm Schild und Speer verliert und Transvestiten für Jungfrauen hält, während Sancho Pansa ihn auffordert, doch ins Buch zurückzukehren.
Aus dem Publikum kam Lob für die Idee und die Sprache, viele kritisierten aber die schwer verständlich Vortragsweise.

Angelika Biehl trug unter dem Titel „Anker*innen der Liebe“ vier Gedichte vor, das Titelgedicht würdigte prominente Frauen des 20. Jahrhunderts wie Mutter Theresa, Audrey Hepburn und Coco Chanel, die übrigen waren Liebesgedichte, insgesamt zeitigten die Texte eine positive Resonanz beim Publikum.

Auch Gerhard Häusler trug Lyrik und Aphorismen vor und präsentierte ein wahres Feuerwerk aus gereimten Texten über Blätter im Herbst zum Bretterwald, über vertäute Schiffe im Hafen des Winters, Fäden spinnen um zu entrinnen oder wo ein Knäblein ein Röslein stehen sah und das Röslein mit dem Stachel droht.
Vielen aus dem Publikum gefielen die Texte, kritisch wurde angemerkt, dass wohl manche Aussagen dort nur um des Reimes willen hineingeschrieben wurden.

Weiter ging es mit Prosa und einem Romananfang von Andreas „Wenn die Ordnung verrutscht“. Ein Mann geht morgens mit seinem Hund in der Natur spazieren und fühlt wie etwas mit enormer Kraft alles in ihm durchdringt nach einem Besuch am Abend zuvor. Wieder zuhause betrachtet er sich im Spiegel und  reflektiert über sein bisheriges Leben, in dem der Sport und der Wunsch, Medaillen zu erringen eine zentrale Rolle gespielt haben.
Die Zuhörer lobten den Text als spannend, bewegend und dynamisch gestaltet, vermissten aber teils näheres über den Besuch am Vorabend.

Zum Schluss „Amok“ von Wolfram Hirche. Ein Richter am Landgericht, Mitte 50, verheiratet, hoffend auf eine Beförderung zum Vorsitzenden Richter am Landgericht, lässt Briefe von der Bank ungeöffnet liegen, kauft sich ein großes Küchenmesser und stellt sich vor, wie er die Türen von SUV`s aufreißt und auf die Fahrer einsticht. Einstweilen legt er aber das Küchenmesser ganz hinten in die Schreibtischschublade, in der schon seine gesammelten, allesamt unveröffentlichten Manuskripte liegen, während seine Vorzimmersekretärin Steffi einen Anruf seiner Ehefrau durchstellt.
Das Publikum fand den Text sprachlich brillant, bildkräftig, lebendig mit kurzen Sätzen.

Das Publikum wählte Wolfram  Hirche zum Tagessieger und Kandidaten für das Finale des Haidhauser Werkstattpreises.

Abendbericht: Rainer Kegel
Foto: Franz Westner