Abgründe – Abendbericht vom 1. März 2024

Am Freitag, dem 1. März 2024 stand an sich die fünfte Vorauswahl für den Haidhauser Werkstattpreis auf dem Programm. Es fanden sich aber nicht genügend lesewillige und leseberechtigte Kandidaten für den Wettbewerb. Immerhin aber zeigten sich vier Autorinnen und Autoren bereit, mitgebrachte Texte dem Publikum zu präsentieren.

Zuerst Stefan Priddy mit „Hauptsache Einschaltquote“, einer bitterbösen Satire aus dem Politik- und Medienbetrieb, in der die Fernsehmoderatorin Bea Theatrix den Vorsitzenden der Kannibalenpartei zu Gast hat, der zum Schluss der Moderatorin ein Ohrläppchen abreißt und dieses verspeist.

Herbert Hollitzer berührte das Publikum mit seinem Text „Seisse ist ein schönes Wort“. Ein wohlsituiertes junges Traumpaar bekommt nach einer Hormonbehandlung eine Tochter mit Down- Syndrom, was ihr Leben aber auch ihre Sichtweise zu einer gleichsam mit den Augen des zu keiner Arglist fähigen Kindes, völlig verändert. Das Publikum lobte die gut und lebendig erzählte Geschichte von märchenhaftem Charakter.

Claudia Pflaum trug sodann ihr Gedicht „Ich bin das Meer“ vor, einen Text über die Schönheit aber insbesondere der Gefahren und einem möglichen Verderbnis im Meer, wobei das Meer ein imaginäres du adressiert. Das Publikum lobte den Vortrag, den malerischen Text mit sinnlichen Bildern, fand aber teils die Reime zu brav.

Den Abschluss machte Walter Grassl mit „Der Meister der Schräge“, einem wahrhaft schrägen Text über die Begegnung des darüber berichtenden Stammtischbruders an einem Glühweinstand auf dem Christkindlmarkt mit einem Fremden, der erzählt, unter den Marktständen würden Orangen von Psychiatriepatienten gerollt und das Blut zuckerkranker Psychiatriepatienten würde zum Süßen des Glühweins verwendet.

Abendbericht: Rainer Kegel