Isa Bellini hatte bereits 2014 den Haidhauser Werkstattpreis mit „Sirenenbotanik“ souverän gewonnen und konnte das Publikum auch jetzt mit Kurzprosa begeistern. Ihre Figuren zerbrechen an Liebessehnsucht oder -verdruss und werden sprachlich elegant entsorgt. Mancher verwechselt das Taxi mit dem Leichenwagen oder landet auf der Flucht vor der riesengroßen Liebe statt am Atlantik am Fuße des Matterhorns. Wenn es der Typ „Cowboy“ sein sollte, liebe Leser(innen), in den Sie sich verlieben, halten Sie sich besser an seinen wuscheligen Hund.
Nach der Pause ließ Achim Bade mit schweren Krähenflügeln in seiner Poesie nur wenig Hoffnung ahnen. Sechs Gedichte nahmen zum Teil mythische Bilder auf, ließen auch den Klassiker bei einem Treffen in Marienbad anklingen, und wenn es zu ernst zu werden drohte, warf der Koch auch schon mal gebratenes Geflügel aus dem Fenster. Das alles kam beim Publikum sehr gut an.
Zum Abschluss las Elisabeth Weinkauf die Geschichte eines kleinen Mädchens, das vor dem Gutenachtkuss an den Vater letzte Fragen stellt, ihn von einer Verlegenheit in die nächste stürzt und in seinem Begehren nach Tiefenschärfe sogar die Augenfarbe wechselt. Eine wunderbare Alltagserfahrung , die Ahnung Abgrund und das halbe Leben in zehn Minuten! Das Publikum fand auch hier kein Haar in der Suppe und konnte anschließend an der Bar des MLb zu günstigen Preisen bei anständigem Rotwein über das eben Gehörte mit den Autorinnen und dem Autor plaudern.