Erste Qualifikationsrunde – Abendbericht vom 7. November 2025

Sechs Kandidatinnen und Kandidaten begeisterten mit ihren Texten den sehr gut besuchten Abend im MLbB.

Mit der sprachlich, wie auch inhaltlich gelungenen Mischung aus Langgedicht/Prosa „Inferno“ konnte sich Selina Golling doch klar den ersten Platz sichern. So fragte sie sich, ob „gefallene Engel fliegen können?“ „Wieviel Sünde darf man begehen, wieviel Gutes muß man tun?“ Ein Kind das im Dunklen tanzt. Was wünschen sich die Eltern? Kryptische Texte, schnell folgende, teils verwirrende Bilder und Metaphern, zugleich fragend und antwortend, vermitteln Einblicke in Seelen und Gedanken zu existentiellen Fragen.

Gerd Homann lies „Jugenderinnerungen“ eines 91-Jährigen an Hannover im Jahre 1937 und an die grausamen Bombennächte wach werden. Großer Beifall.

Diane Gill wiederum beschrieb in der Erzählung „Am Klavier“ wie ein Komponist, der zwar „Worte“ aber keine „Idee für eine Melodie“ dazu hatte, doch noch von Erfolg gekrönt war. Seine Katze schlich über die Klaviertasten und stolperte den Rhythmus zusammen.

Mit 4 Kurz-Kurz-Kurzgeschichten und einem Kurz-Kurz-Kurz-ganz Kurz – Gedicht erfreute Günter Mitschke das Publikum.

Ulrich Braun versuchte mit der Kurzgeschichte „Terra Incognita oder Digital Detox“ Punkte zu machen. Robin der Manager und Eigner verkauft seine IT-Firma und will Urlaub auf Hiddensee machen. Auf der Anreise lernt er Studenten kennen, die auch dort Ferien machen wollen. Das geht alles ziemlich schief. Zu guter Letzt fällt ihm auch noch das Handy über die Reling des Taxibootes ins Meer. Kein Handy, kein Bargeld weil ja alles über´s Handy läuft! Was geht da noch? Vielleicht der Anfang eines Romanes.

Tania Rupel-Tera überzeugte wieder einmal mit ihren ausgefeilten Gedichten, die sie zurecht „Poesie“ nennt. Traurige, verstörende, nachdenkliche Texte diesmal. „Wir spielten nicht. Wir spielten tot sein.“ Vögel fallen vom Himmel. „Ich bin in einer Zukunft voller Vergangenheit“ sagt das lyrische Ich. Auch wenn es einmal „es werden Fische zu Sternen“ heißt, ist nicht klar, ob das etwas Gutes bedeutet. Langer Applaus.

Auch für alle Lesenden und für die Siegerin des Abends Selina Golling.

Abendbericht: Beppo Rohrhofer
Foto: Simone Kayser