Gefahren eines Politikerlebens – Abendbericht vom 11. Oktober 2024

Am Freitag den 11. Oktober 2024 trug der Autor Johannes Haindl Abschnitte aus seinem Roman „Ernst Hempel nimmt Abschied“ vor.

Man sieht dem Protagonisten Abschied von seinen Mitarbeitern als Bundestagsabgeordneten nehmen, nachdem er von seiner Partei, der SPD, trotz langjähriger Parlamentszugehörigkeit als Hinterbänkler nicht mehr aufgestellt wurde, und sich seine Chancen auf eine weitere Nominierung durch von ihm öffentlich geäußerte Zweifel an der Kompetenz seiner Nachfolgerin als Wahlkreiskandidatin auf dem Parteitag endgültig zerschlagen hatten.

Der Ex Abgeordnete, in seinem Münchner Wahlkreis wegen seiner Leidenschaft für Fotografie als „Hempel mit dem Gestell“ bekannt, findet sich im Ferienhaus seiner Ehefrau in den bayerischen Alpen wieder und sucht dort eine esoterisch etc. angehauchte Ärztin auf; die etwas von 0-Punkt-Energie, von Photonenverschiebung wegen Rückenverhärtung usw. erzählt. Er führe ein falsches Leben, er solle es in Harmonie bringen. Der Protagonist beginnt eine Affäre mit dieser Ärztin, die ihn dann zu einem Stammtisch im Nebenzimmer eines Gasthof mitnimmt, wo sich einige Dorfbewohner zusammengefunden haben und dort äußern, es solle alles bleiben wie es ist und Ausländer seien an allem schuld, erst danach erfährt der Protagonist von seiner Geliebten, es habe sich um eine Gründungsversammlung der lokalen AfD gehandelt.

Als dann eine Ausstellung mit Fotografien von Ernst Hempel in der örtlichen Sparkasse an Weihnachten mit Reden des Sparkassendirektors und Weihnachtslieder aus Lautsprechern eröffnet wird, in Anwesenheit des Protagonisten, seiner Ehefrau und seiner Tochter und seinem untreuen Schwiegersohn kommt heraus, das die Teilnahme des Protagonisten am Stammtisch aufgezeichnet wurde und im Internet herumgeht, während seine Rechtfertigung, er habe doch nur eine Freundin zu einem Stammtisch in einem Gasthaus begleitet, einerseits stark bezweifelt wird, andererseits Fragen zu der Beziehung zu der Freundin aufwirft.

Der Skandal nimmt dann seinem Lauf mit Aufforderungen an den Protagonisten seitens seiner Parteifreunde, vorbereitete Presseerklärungen zur Distanzierung von jedweder AfD Nähe zu unterzeichnen etc.

Der Autor überzeugte das Publikum mit klarer Sprache, eingängiger und lebensnaher Darstellung, auch mit ironischem Unterton, wenn auch einiges, etwa das Geschehen bei der Ausstellungseröffnung mit dem Bekanntwerden des Videos von der Versammlung einigermaßen vorhersehbar erschien.

Abendbericht: Rainer Kegel
Foto: Jannette Hofmann