Silke Weizel, die studierte Werkzeugmaschinen-Konstrukteurin, hat im MLB über die Arbeitswelt, die Natur, Begegnungen mit dem Innen, Gefühle, Nähe und Distanz, Lyrik und Prosa, klar, nuanciert und sanft gelesen. Eine Technikerin als Lyrikerin. Spannend.
In dem Gedicht 1988 im roten Backsteinbau ´“beugt sich Metall den Diamanten“. Der „Duft von Schmieröl“ könnte zugleich Sonnenöl im Werkbau, der auch Heimat ist, sein. In fast allen Gedichten kommen Öl, Eisen, Schweiß, Wind, Sonne und Meer vor. Und der Stolz der Arbeiter. So wie in dem Text Die alte Drehbank. Hundert Jahre alt, „Millionen Späne, präzise und immer verlässlich“. Hundertstel um Hundertstel. Und wieder „Männer, die Dir ihre Seele gaben“. Präzise, metaphernreiche, gebrochene, tiefsinnige Sprache mit mehreren Ebenen. Ein Zuhörer fühlte sich an sozialistische Romantik erinnert. Dem war aber bei Weitem nicht so, wie sich auch in der folgenden Diskussion herausstellte.
Der Arbeitswelt folgte der Blick ins Innere. So wie in Selbst Ich und Ich selbst. Der Mensch lebt im Kokon aus Achtlosigkeiten, „im Raum ungefühlter Gefühle“ und sieht den Anderen nicht. Auch in dem Gedicht Juliette in dem es anscheinend um ein ungeliebtes Kind geht. „Mama wo bist Du/Es ist Krieg/Sie haben uns geholt“ heißt es da. Geheimnisse, Unerklärtes, Interpretationsmöglichkeiten. Hier wurden aber zu viele Klischees bedient, wie das Publikum meinte. Der Rezensent übrigens auch.
Nach der Pause ging es mit Mareike und die Himbeertrüffel weiter. Einer Erzählungum einen Ferdinand, der seine Geschichte aus der Ich-Perspektive erzählt. Von seiner Frau getrennt, zieht er nur kurz zurück zu seiner Mutter, mit der er eine schwierige Kindheit verbrachte. Zieht aber dann in eine neue Wohnung. Lernt die sehr alte Frau Else – er nennt sie Oma Else – kennen und bekommt von der immer wieder mal Himbeertrüffel. Bei ihr lernt er auch Mareike kennen. „Hallo Ferdi!“ begrüßt sie ihn. Beide verlieben sich ineinander. Mehr über diese, bereits veröffentlichte, Geschichte gab es nicht zu hören. Silke Weizel las aber noch kurz einen Ausschnitt aus der, erst am Beginn stehenden Folgeerzählung, in der Mareike die Beziehung zu Ferdinand aus der eigenen Perspektive erzählt.
Großer Applaus für einen sehr kurzweiligen und präzisen, literarischen Abend mit einer sehr sympathischen Autorin im MLB. Wäre schön, wenn Sie uns irgendwann an der Fortsetzung der Erzählung teilhaben lassen könnte.
Trotz Landerspiel Deutschland : Schottland haben sich doch mehrere Zuhörer und Zuhörerinnen eingefunden. Logisch: Am Anfang war das Wort und nicht der Ball!
Abendbericht: Beppo Rohrhofer
Foto: Hellmuth Lang