Märzenschnee, Abendrot und Lady Blue – Abendbericht vom 03. November 2023

Zum ersten offenen Abend mit Vorauswahl für den 31. Haidhauser Werkstattpreis hatten sich zahlreiche lesewilligeAutoren eingefunden. Sechs davon wurden ausgelost und trugen ihre Texte vor.

Den Anfang machte Gerhard Häusler mit einer kurzen Satire über die um sich greifenden Halloweenbräuche, gefolgt von zahlreichen Gedichten und Aphorismen, einem temporeich vorgetragenen Feuerwerk von Gedanken und Sprachbildern, denen das Publikum kaum folgen konnte, wobei dies wiederum manchen vermuten ließ, das durch diese Vortragsweise Schwächen nicht nur der Reime überdeckt wurden.

Weiter ging es mit zwei Gedichten von Nöck Burmeister, „Märzenschnee“, einer Ansprache an einen nicht enden wollenden Winter vor einigen Jahren sowie  „Mein Temperament“, eine Aufforderung das Leben zu lieben und sich nicht zum Wolf zu machen, die dem Publikum gut gefielen.

Kritischer nahm das Publikum die Lyrik von Peter Heinrichs auf, zum einen eine Variation der Ballade über die Loreley,in der die arme Loreley als Hexe  verbrannt wird  weil sie auf die Rückkehr ihres Verlobten warten und nicht nach dem Willen des lüsternen Bischofs sich ins Kloster begeben wollte und zum anderen zwei  Sonette über Orpheus und Ophelia. Kritisiert wurde eine teils abgegriffene Sprache, ein süßlicher Ton und wenig eigenes vom Autor, kontrovers wurde beurteilt, ob das Versmaß bei den Sonetten eingehalten war.

Der zweite Teil des Abends begann mit der Kurzgeschichte Lady Blue von Abendsieger Wolfram Hirche. Die dicht gewobene Geschichte führte von einer Jazzkneipe, in der der Protagonist eigentlich einige Gedichte vorlesen sollte, der Wirt aber nur Musiker auftreten ließ, darunter die Blues Lady, deren rauchige Stimme den Protagonisten an seine Mutter, eine gescheiterte Opernsängerin erinnert in die Kindheit des Erzählers. Dann begeben sich der Protagonist und die Blues Lady gemeinsame auf die Straße und sie beginnt von den Nachstellungen Salieris gegen Mozart zu erzählen, was den Erzähler dazu bringt über den Einfluss seiner Existenz auf die Karriere der Mutter nachzudenken. Das Publikum lobte den Text, insbesondere seine präzise und atmosphärisch dichte Darstellung.

Es folgte Stefan Priddy mit „Abendrot“. Zwei junge Burschen drängen nächtens in den Park einer vermeintlich leer stehenden Villa ein, um im dortigen Swimmingpool zu schwimmen, müssen dann aber feststellten, dass sie keineswegs allein auf dem Grundstück sind als nämlich ein Löwe am Beckenrand auftaucht.

Zum Schluss wurden Gedichte von Inna Zagrajewsky von Gerhard Häusler vorgetragen, da die Autorin sie wegen ihres starken russischen Akzentes nicht selber vortragen wollte. Doch das Publikum fand keinen großen Gefallen daran, da der Vortrag dominierte und der Inhalt der Texte dahinter fast verschwand.

Das Publikum wählte Wolfram Hirche zum Tagessieger und Kandidaten für das Finale des Haidhauser Werkstattpreises.