Nicht viel, denkt man, acht Gedichte, das sind in etwa genauso viele Minuten an reiner Lesezeit. Aber tatsächlich war am 2219. Textabend im Münchner Literaturbüro für ein neuntes keine Zeit. „Die Fliehkraft, mit denen sich das Wortgewordene unweigerlich bahnbricht“, kündigte Autor Florian Rödl seine Gedichte an, die er unter dem Titel „Einblick in ein anderes Herz“ zusammenfasste. Kein falsches Versprechen, wie das Publikum schnell bemerkte.
Die Gedichte entpuppten sich als ein dichtes Geflecht an Metapherfolgen, in denen Emotionalität, Erleben, Sinnbildung und Wortwahl eine ganz eigene Melodie bildeten. An Elemente eines Minnesangs fühlte sich das Publikum erinnert wie ebenso an Celan oder die Bühnensprache Shakespeares. Den Gedichten zu folgen war nicht immer einfach. Metaphern wie „… vertraut flieht sich dein Blick in meinen Himmel …“ lösten ebenso Zustimmung wie fragende Blicke aus. Das Publikum zeigte sich jedoch herausgefordert und suchte nach jedem Gedicht den Zugang zu dessen eingebetteten Stimmungen und Botschaften. So reichten in der Tat acht Gedichte aus, um einen ganzen Abend zu füllen. Lob auch an den Autor, der sich Vorschlägen und Anregungen aus dem Publikum gegenüber offen zeigte. In „Wir erleben allein“ waren sich alle einig, dass die Kürzung des Gedichts diesem deutlich mehr Wirkung verleiht. Textwerkstatt, wie sie sein sollte.
Abendbericht: Franz Westner
Fotos: Philipp Stoll