Tiny Stricker, Weltenbummler und Autor zahlreicher zum großen Teil autobiographischer Bücher las aus seiner vergnüglichen Erzählung „Ein Mercedes für Täbris“. Die Story spannt sich von München über eine abenteuerliche Fahrt durch Jugoslawien und die Türkei bis in den Garten eines persischen Hauses, in dem die Zeit still zu stehen scheint. Der Autor arbeitet mit dem Stilmittel einer andeutenden Beschreibung, die dem Leser oder Zuhörer viel Raum lässt für die Phantasie. Manche Zuhörer hätten es gern detaillierter gehabt, realistischer. Dem Autor kommt es aber mehr auf die Anregung der Phantasie und die Übertragung des Traums an.
Dabei mischt er einen durchaus süffigen Cocktail von männlich genitalen Berührungen und zarten mädchenhaften Sehnsuchtsblicken, bis er am Ende die Befreiung aus dem ummauerten Familiengehege schildert (Maro Verlag, Augsburg, 2012).
Im zweiten Teil des Abends konnte das Publikum einen Blick auf den „grünen Block“ des Autors werfen, in dem er die Fortsetzung des eben Geschilderten in einer Erzählung mit dem Arbeitstitel „Hotel Amir Kabir“ handschriftlich entwirft. Auch hier wird er wieder in der dritten Person als „H“ auftreten und seine Kontakte mit den verschiedenen Hippietypen der späten Sechziger Jahre andeuten. Drei Schweizer etwa mit ihren Hunden, einen später berühmten Sitarspieler aus Indien und andere seltsame Zimmergenossen. Noch ist er, fasziniert von einem neuen Lebensentwurf, mit einer bürgerlichen Reisetasche unterwegs und benützt das beliebte Hippie-Hotel in Teheran als Ausgangspunkt zahlreicher Trips, auf die wir gespannt sein können.
Abendbericht von W. Hirche