Erstmals wurde an diesem Abend eine neues Leseformat praktiziert: Ein ausdrücklich eingeladener Autor liest im Rahmen eines „Autorengespräches“ seinen Text. Ein „Werkstattgespräch“ im klassischen Sinne soll nicht geführt werden. Slata Roschal hatte Fabian Widerna eingeladen. Der trug einen 38-seitigen Text eines Romanprojektes mit dem Arbeitstitel „Fadenschein“ vor. Unter bewusster Abkehr klassischer Erzähl- und Darstellungsformen wurden vier Versionen einer Art inneren Monologes (um doch eine klassische Schublade zu nennen, die aber auch nicht ganz passt) dargeboten, die am besten mit vier Textteppichen – mangels Höhen und Tiefen wäre m. E. das Bild eines Textgebirges unzulässig – mit sich wiederholenden, monotonen Mustervarianten zu vergleichen sind. (Andere Beschreibungen, außer der eines Gebirges eben, dieses in jeder Hinsicht schwierigen Textes sind aber genauso zulässig.)
Die kurzen Pausen zwischen den jeweiligen Versionen nutzte Slata Roschal für knappe Zwiegespräche mit dem Autor, die sich auf einzelne Aspekte, Bilder und Begriffe im Text bezogen. Dankenswerterweise hatte der Autor vor der Lesung Auszüge aus seinen vier Versionen ausgedruckt unter den Zuhörern verteilt, in diesem Fall eine unbedingte Hilfe für das Verstehen des Vorgetragenen.
Am Ende des Abends erhielten die Zuhörer Gelegenheit, Fragen zu stellen und sich zum Text zu äußern.Kritische Fragen kamen hier aus den Reihen der MLb-Mitglieder, weitgehend zustimmende und bestätigende Äußerungen aus dem Kreis anderer Besucher. So jedenfalls der Eindruck des Verfassers.
Bericht von Ulrich Schäfer-Newiger