Bei der 1951. Freitagslesung im MLb stellte Saskia Troche den Roman „Störfahrt“ vor. Er ist am 2. Juni erschienen, als e-book bei epubli und als Book on Demand zu erhalten. Es ist nicht „ihr“ Roman, denn er entstand in Co-Autorschaft mit Thomas Bosch, worüber sie auch zu erzählen wusste, welche Aufgabe sich beide gestellt hatten und wie das Werden dieses Krimis sich gestaltete. Es war eine gegenseitig ergiebige Arbeit, berichtete sie, nicht zuletzt wegen der beiden Erzählstränge, die gegen Ende des Romans immer dichter aufeinander zu laufen.
Thomas Bosch hat bereits Krimis veröffentlich, so hat auch der Stil des ersten Erzählstranges deutlich den Ton des Krimis, da dies sein Schreibpart war. Hier in der Haupthandlung geht es um einen Unfalltoten, der sich als mutmaßlicher Attentäter entpuppt. Daraus las Saskia Troche den Prolog und später den Anfang des 1. Kapitels. Beide Teile in ihrem klaren detaillierten Stil brachten relativ wenig Diskussionsbeiträge. Logischerweise zog der von ihr verfasste zweite Erzählstrang mehr Aufmerksamkeit auf sich, da sich hier das Publikum eingehender mit ihr über diese Briefe eines Jungen, aus dem dieser ausschließlich besteht, auseinandersetzen konnte.
Über das mögliche Alter des Jungen wurde anhand des zum Teil relativ erwachsen wirkenden Textes gesprochen, wo dies zu stark auftritt und wie dies eventuell treffender als Text eines Kindes anklingen könnte. Der Junge schreibt an einen unbekannten Brieffreund per e-mail, den er sich selbst suchte, dem er die Gegebenheiten aus seinem schweren Alltag mit einer kranken Mutter und einem abwesenden Vater mitteilt. Der Vater sowie der Brieffreund bleiben verborgen und damit geheimnisvoll.
Hier war an den Reaktionen des Publikums ein vielfältiges Interesse zu hören, was sich in einigen – und von der Autorin sehr gerne aufgenommenen – Ideen und Ratschlägen zeigte.
Diese Briefe des Jungen wurden sozusagen in die zweiten Hälfte des Abends mitgenommen, denn die Autorin schreibt aktuell an einem eigenen Projekt, in dem sie diese wieder aufgreift und dafür einen völlig anderen Romanplot entwickelt hat. In „Der Kopf des Psychologen“ geht es um einen in die Jahre gekommenen, sehr in seiner häuslichen und geistigen (Un-?) Ordnung lebenden Mann, eben jenem Psychologen. Er bezeichnet sich selbst als „mittelalterlicher Kopfdoktor“ und fand die Briefe des Jungen im Zimmer seines Ziehsohnes. Zum Teil diskutierte man, ob der gewählte Sprachduktus für den Ich-Erzähler zu überfrachtet wäre, oder ob wir dies als Charaktermerkmal des Psychologen nehmen dürfen, wie auch von der Autorin beabsichtigt. Zu den Briefen des Jungen stellte sich die Frage, ob darin eventuell mehr herausgearbeitet werden könnte, dass hier Gegenbriefe bzw. E-Mails kommen, die auch hier verborgen bleiben und nicht Teil des Romans werden sollen.
Ein anregender ergiebiger Abend, und die Autorin dankte für die vielfältigen Hinweise.
Bericht von Bea Cavallo