Der letzte Abend des Jahres gehörte der kirgisisch-deutschen Poetin Maria Wargin, die in teils lyrischen, teils prosaischen Texten die „Andersheit“ in den Vordergrund stellte.
Die lyrischen Versuche, prall gefüllt mit Bildern, Metaphern, die kreuz und quer durch die Spracherfahrung der Zuhörer zuckten, wurden vom hoch angespannten Publikum wohlwollend-kritisch beantwortet. Der Dialog war konstruktiv und wurde von der Autorin positiv aufgenommen. Immer wieder an einzelnen Worten feilen, weg lassen, lernen. Dass „blech“ etwa mit „Blech reden“, also Unsinn konnotiert , im Zusammenhang mit „ich bin Hunger“, das konnte die Autorin akzeptieren, obwohl es andererseits von manchen Zuhörern auch als „dünne Haut“ empfunden wurde; es war klar, dass hier einerseits neue Räume geöffnet wurden, andererseits noch am Sprachmaterial zu arbeiten ist. In der Prosa reizte Maria Wargin mit dem Text „Der eigelbe horizont“ dann aber doch die Toleranz der Anwesenden bis an die Grenze der brüsken Ablehnung.
Der Abend endete mit einer Kontroverse um den englischen Text „today ist the night“, der die Progromnacht Nazideutschlands aus einer benachbarten Sprache betrachtete, die aber für den Geschmack des Publikums noch nicht ausreichend beherrscht wurde. – Ein origineller Ansatz, ein sehr lebhafter Ausklang-Abend 2019!
Bericht von W.H.