Eine Münsterländerin als Mittelpunkt im MLb – nicht als Autorin, sondern als Protagonistin in Frauchens Erinnerung. Easy, so der Name der Hündin, war Frauchens Seelenschwester, und das Hundetagebuch ein Bestreben, die vierbeinige Weggefährtin lebendig zu halten.
Zwei Episoden trug Autorin Alessa von Jhering vor, die von den ersten Tagen des Kennenlernens erzählten, als Easy mit fünf weiteren Welpen ins Haus der Protagonistin kam, sowie von einem folgenschweren Besuch beim Tierarzt. Erzählt wurden die beiden Episoden aus Sicht der kleinen Hundedame. Nicht immer war der Blick dabei frei vom Verständnis und Wissen der menschlichen Erwachsenwelt. Erzählende Elemente wechselten sich mit wissensvermittelnden Elementen ab, sodass die Texte zuweilen einer Anleitung für den richtigen Umgang mit kleinen Hunden ähnelte und weniger einer literarischen Erzählung. Aus Sicht des Publikums war das Hundetagebuch somit recht eindeutig eine für Kinder und Heranwachsende geeignete Lektüre.
Im zweiten Teil der Lesung stellte die Autorin Haikus und Gedichte vor sowie einen Text über hawaiianische Hula-Tänzer. Im Gegensatz zu traditionellen Haikus verzichtete die Autorin auf Brüche und überraschende Wendungen sowie auf das Muster „Natur und Gegenwart“. „Suchen und Finden“, „Mut hat einen Preis“ „Hohle Prahlerei“, so einige der Titel, zeigten stattdessen Weisheiten und Beobachtungen, eingebettet im Silbenmuster von Haikus.
Die Beobachtung hawaiianischer Hulatänzer brachte im Publikum schließlich die Frage auf, ob der Text während eines Schreibkurses entstanden sei. Was dem Text ein wenig fehlte, war die Lebendigkeit, die Nähe zum Beobachteten, die Authentizität und die Verbindung zwischen Autorin und Text. Gerade diese gelang Alessa von Jhering dafür im letzten Beitrag „Unendlichkeit“, bei dem sie, wie sie erklärte, schnell und aus dem Bauch heraus geschrieben hatte. Gut so, fand das Publikum, und wünschte der sympathischen Autorin zum Abschluss mehr Mut zum Bauch.
Abendbericht: Franz Westner
Fotos: Beppo Rohrhofer