Petra Ina Lang und Hans-Karl Fischer teilten sich diesen Abend. Petra legte kurze, weitgehend voneinander unabhängige Geschichten vor, während Hans-Karl nach der Pause Auszüge seines Romanprojekts mit dem Arbeitstitel „Gewalt“ präsentierte und zur Diskussion stellte.
Lang variierte in ihren vier kurzen Prosatexten sowohl Stil als auch Thema. Im Monolog „Haydn…“ umkreist ein Autor seine Einfallslosigkeit und ein Haydnsches Meisterwerk; „Aus Worbis“ umspielt junge Liebe Deutsche Vereinigung. Im „Mann, der alles hasste“ wird Surreales mit Moral verknüpft und in „Die Lieb“ stilisiert die Autorin Goethe und Marianne von Willemer, die Eifersucht des Ehemanns und die ewige Frage von „Seelenverwandtschaft“ und Plagiat im „West-östlichen Divan“ .
Im Roman-Entwurf von Hans-Karl Fischer berichtet ein sensibles „Ich“ von den frühen 70er Jahren in einem niederbayerischen Internat, und dem Leser bzw. Hörer schwant natürlich, was da auf ihn zukommen wird. Tatsächlich handelt der Autor die üblichen Konfrontationen zwischen Schwachen und Starken ab, zwischen Schulleitung und pubertierenden Schülern. Aber er tut dies mit so viel persönlicher Note, dass sich hinter jeder Satzbiegung immer wieder eine Überraschung auftut und die vielen kurzen Kapitel zusammen ein kompaktes Bild von Zeit und Ort ergeben. Der gemeinsame Whisky von Schulleiter und Schülersprecher als Anbiederung von oben oder gelungener Pädagogik – der Autor lässt alles offen, er arbeitet wohltuend ohne Belehrung. Das Publikum vermisste am Ende der Miniaturen gelegentlich die „Pointe“, während der Moderator meinte, dass gerade darin der „Witz“ des Erzählers liege, eben ohne ausgesuchte Pointe zu arbeiten. Dem Roman ist, wenn er fertig ist, ein ordentlicher Verlag zu wünschen!
Bericht von W. Hirche