Am Freitag, den 30. Mai 2025 trug im Münchner Literaturbüro die Autorin Katharina Baumann unter dem Titel „Mitbringsel“ Kurzprosa, angekündigt als lyrische Kurz- und Kürzestprosa vor, wobei nahezu sämtliche Texte, die in mehrere Blöcke zusammengefasst bzw. gegliedert waren, Reisen der Erzählerin oder den Zustand nach Ankunft von einer Reise zum Gegenstand hatten.
So führte die Erzählerin in „Mit dem Bus nach Istanbul“ die Zuhörer zwar nicht nach Istanbul, aber auf eine Busreise von Stuttgart nach Zagreb, bei der die Protagonistin im Bus einschläft und beim Aufwachen feststellt, dass man sich mitten in Bayern befindet, wo Butterbrote zwischen Mülltonnen herumliegen, stellte in „Jetlag“ fest, dass vor der Reise nach der Reise ist, führte die Zuhörer weiter nach Miami mit achtspurigen Freeways zur Rushhour und zu einer hispanischen Bodega in der Mariner Street, weiter nach Belgrad, der weißen Stadt, mit Spielhöllen und glitzernden Kirchen zu den Prinzeninseln, auf denen die Straßen nach Magnolien duften und nach Palermo, wo es gärt.
Über Palm Beach ging es dann weiter in „Voodooprinzessin am Fluss“ nach New Orleans ins French Quarter mit Bar an Bar, Musik aus offenen Türen und einer Brass Band auf der Straße.
Im letzten Teil, ebenfalls Texte über Reiseerlebnisse, wie eine Fahrt mit dem Nachtzug aus Istanbul ,mit den Gerüchen im Abteil und den vorbeihuschenden Schatten von Dörfern, über Blasen an den Füßen und Sonnenbrand bei Urlaub in den Bergen und am Meer, aber auch über den Monat August und Sommerferien, die an reife Pfirsich erinnern.
Das Publikum lobte die Texte als sprachlich gelungen, vermisste aber mehr lyrische Elemente und persönliche Impressionen und Gefühle der Erzählerin bei dem im Laufe der Reisen Erfahrenen und Gesehenen, wobei andere dagegen meinten, dass derartige Impressionen der Freiheit des Lesers überlassen bleiben sollten bzw. die fehlende Darstellung von Emotionen nur deren Mangel bei der Protagonistin wiedergibt.
Abendbericht: Rainer Kegel
Foto: Beppo Rohrhofer