Die letzte Möglichkeit, sich noch für das Finale am 26.9.2020 zu qualifizieren, haben 6 Autoren und Autorinnen genutzt – und doch konnte nur einer gewinnen: Krisha Kops.
Den Reigen eröffnete Horst Oberbeil mit der Geschichte „Tod und Auferstehung“, die trotz des ernsten Titels eine Satire vom Feinsten war – dies auch, weil nicht gleich als solche zu erkennen. Ein gemeines Spiel mit Erwartungen und Gewissheiten, die, wie könnte es anders sein, am Ende in die Irre führten und den Protagonisten, den eigentlichen Verursacher des Ganzen, belämmert da stehen ließen, was ihn aber nicht sonderlich kümmern durfte, weil … nein, das wird hier nicht verraten.
Viktor Malek las für uns anschließend unter der Überschrift „Verwirrt“ ein Kapitel aus einem im Entstehen begriffenen Roman vor. Ein Spaziergang in diesen Coronazeiten, der auch eines durch die Vergangenheit war. Genau beobachtet und elegant in Worte gekleidet, dass es ein Vergnügen war, dem Autor zuzuhören. Wir werden demnächst im MLb hoffentlich das Vergnügen haben, etwas mehr von diesem Autor zu hören.
Als letzte vor der Pause las Simone Gil einen Ausschnitt aus einer längeren Erzählung vor. „Ausfahrt“ lautete der Titel, und wie sich zu einer Reise gehört, wurde Vieles gesehen und notiert – vielleicht zu vieles. Es war ein Sammelsurium von anscheinend Wichtigem und Unwichtigen. Jedenfalls war es für uns Zuhörer schwierig, ein Urteil darüber zu fällen, aber die Begrenzung auf zehn Minuten gestattete keine weiteren Erklärungen.
Danach kam Krisha Kops mit einer exzellenten und fulminant vorgetragenen Geschichte namens „150 Gramm Schmalz, 500 Gramm Speck“, die uns in die letzten Tage des letzten Krieges auf deutschen Boden führte. Es wurden uns ohne Voyeurismus Grausamkeiten vor Augen geführt, die in manchen von uns das Gefühl entstehen ließen, Augenzeuge zu sein. So blieb es nicht aus, dass hinterher die Frage kam, wie der Autor ob seiner Jugend das alles imaginieren konnte. In der Geschichte steckte natürlich viel mehr, aber das hier wiederzugeben würde den Rahmen dieses Berichts übersteigen – wer mehr wissen will, muss sich am 26.9.2020 auf den Weg in die evangelische Kirche St. Johannes machen, denn die Geschichte von Krish Kops hat mit großem Vorsprung das Finale zum Haidhauser Werkstattpreis erreicht.
Für den nachfolgenden Autor Hartwig Nissen und seine Geschichte „Streunende Hunde“ war es natürlich schwer, die ganze Aufmerksamkeit der Zuhörer wieder zu gewinnen, zumal sie sich leise und unauffällig entwickelte und auch endete. Einfühlsame Beobachtungen eines Mannes an einem exotischen Ort irgendwo im Süden, wo nicht nur Hunde herumstreuen. Eine sanfte Geschichte um eine verpasste Urlaubsliebe, behutsam und stilvoll erzählt.
Petra Lang zeigte uns in ihrer Geschichte „Das Weihnachtsgeschenk“ wie erbarmungslos die Erziehung in früheren Zeiten – und vielleicht auch heute? – sein konnte. Wir erfuhren, dass das Schlagen der Kinder nicht das Schlimmste sein muss, denn es gibt ganz andere Methoden, ein Kind, in diesem Fall ein sechsjähriges Mädchen, zu disziplinieren oder vielmehr abzurichten, dass es wie gewünscht funktioniert. Die Folge ist die Flucht in die wunderschön dargestellte Traumwelt.
Es ist wirklich schade, dass sich so gute Geschichten einer überragenden beugen mussten. Für Statistikfreunde: Gewonnen hat Krisha Kops vor Hartwig Nissen und den beiden drittplazierten Petra Lang und Viktor Malek.
Bericht von Dion von Eleusis