Saisonabschluss im gut besuchten, coronabedingt abstandsbetonten MLb mit vier AutorInnen und einem Gläschen Gratissekt am Ende einer nicht ganz einfachen Literatur-Saison. Es lasen Petra Ina Lang, Paul Holzreiter, Peter Kramer und Hans-Karl Fischer.
P. I. Lang fragte in der ersten Prosa-Skizze „Wo ist Europa“ nach den Wurzeln, dem Geist des Alten Kontinents und lies den Protagonisten in aller Welt Abbilder finden, bis er sich in Las Vegas auf ein Pferd gleichen Namens schwang und davon ritt. Sicher auch eine Satire auf die endlose Suche nach Europas „ewigen Werten“. In der Geschichte „Die Ersten“ machen sich vier Jugendliche in einer künstlichen Welt auf die Suche nach den „ersten Menschen“ – Kunstprodukte zum Verlieben – vielleicht. Zwei kühne Projekte, bei denen sich die Autorin im Werkstattgespräch für Anregungen zugänglich zeigte.
P. Holzreiter gab seine Story „Piloten“ zum Besten, die er aus der Juli-Ausgabe der Literaturseiten München vorlas – wobei sein charmanter Wiener Singsang für einen Teil des Publikums die Dramatik der Geschichte zu sehr ins Pathos zog. Es ging um Äthiopien in den 80ern, um Hungerhilfe für sterbende Kinder und den Kontrast zur westlichen, gut gepolsterten Hilfs-Zivilisation. Zynische Piloten? Sehr authentische, detailreiche und in ihrer Knappheit und Lakonie dem amerikanischen Storytelling verpflichtete Geschichte.
P. Kramer reimte in „Mein Blues“ mit etwas Selbstironie und hart am Rande der Verzweiflung ein Poeten-Leben mit Joint, dem Freund, etwas Alk und einer gehörigen Prise Einsamkeit zu einer vom Publikum gern goutierten Robert-Gernhardt-Mischung.
H-K. Fischer konnte zum Ausklang des Abends mit drei Satiren überzeugen, wobei das Ziel seiner Spitzen manchen Hörer überraschte. Im „Kulturbringer“ ein über-beflissener Kellner der alten Schule, der dem FAZ-Leser im Kaffeehaus gehörig auf die Nerven geht. In „Die Enterbung“ wird die grenzenlose Macht des eitlen Erblassers karikiert und in „Faust und Alexus“ die hilflose Harmlosigkeit künstlicher Intelligenz, die den geschliffenen Rhythmen Goethes nur mühsam hinterherhinken kann. – Ein für die meisten beruhigendes Fazit, wenn es denn dabei bliebe!
Bericht von Malt Marflow