Am Tag nach dem brutalen Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine konnten sich nur wenige Literaturfans aufraffen, die Lesung von Tania Rupel Tera aufzunehmen, aber für die per Zoom Anwesenden hat es sich gelohnt. Die Autorin las zunächst einige Gedichte, dann ein kurzes, aber treffendes Prosastück und zum Abschluss wieder Lyrik.
Den Anfang machte ein längerer Text lyrische Prosa, in dem die Autorin sich selbst als sehr fragwürdigen Menschen in moralischer, zwischenmenschlicher und auch politischer Hinsicht darstellte – womöglich ohne positive Aussichten. Auch die anderen Gedichte der gebürtigen Bulgarin hatten meist diesen melancholischen Sound, wobei dem Berichterstatter vor allem ihre Kindheits-Impressionen aus dem Vorwende-Bulgarien pointiert und voller lyrischer Einfälle schienen.
Das Prosastück „Kurze Fassung“ griff auf Tania Rupels frühe Kindheit zurück und schilderte eine zwischen dem Kommunismus von „Onkelchen“ Lenin einerseits und dem Jesus am Kreuz andererseits hin-und hergerissene Familie, wie man es in dieser sehr authentischen Form sehr selten gelesen oder gehört hat. Das Publikum war sehr angetan, auch von der abschließenden Lyrik, fand nur einige kleinere sprachliche Ausrutscher. Man bedauerte, dass man die Autorin wegen technischer Probleme nur in einer sehr milchigen Version auf dem Bildschirm sehen konnte.
Am nächsten Freitag, den 4. März wird wieder live in der Milchstraße 4 in München gelesen und alle Anwesenden werden klar zu erkennen sein!
Abendbericht von W. Hirche