Rückkehr zur Live-Session in den gemütlichen Räumen des Münchner Literaturbüros nach vielen Monaten der Internet-lesungen! Es sollte ein Wettbewerbsabend werden. Da aber nur zwei „frische“ AutorInnen kamen, die anderen alle schon in den letzten sechs Monaten gelesen hatten, wurde ein bunter Leseabend mit ernsten Literaturgesprächen daraus.
Paul Holzreiter las „Der Mo bin i“, eine kleine philosophische Story über die richtige Betrachtung der Wirklichkeit, bei der auch Karl Popper auftauchte, aber leider Bayerisch redete, obwohl Paul es gut Wienerisch auch könnte, das Idiom seiner Heimat. Er versprach, nachzudenken.
Anja Hertel las mit „Zeichensprache“ die zarte und etwas geheimnisvolle Geschichte einer einsamen Frau, die morgens im Berufsverkehr ihr Glück auf der Straße findet – nicht alle habens gleich verstanden. Die Danksignale eines LKW-Fahrers mit Blinklicht sind offenbar nicht Allgemeinkenntnis.
Petra Ina Lang trug eine alte Story vor über ein Mutter-Tochter-Verhältnis, bei dem die Ich-Erzählerin, die Tochter, am Ende erschlagen wird von der übermächtigen Muttergestalt, die in Kellern und dunklen Sälen herumgeistert, leicht surreal.
Und Franc Beno beglückte das Publikum mit der Verhandlung erblichen Aggressionspotentials – auch das eine etwas angejahrte Story, die aber einige witzige Ideen enthält: Baritone haben keine hellblauen Augen, politisch konstant und verlässlich sind nur Beamte, langfristige Projekte gedeihen nur in Diktaturen; die katholische Kirche ist daher die ideale Institution für Langfristiges. Ob man auch friedfertige Menschen züchten könnte, und ob das wünschenswert wäre für die Kirche, blieb in der Diskussion offen – auch die Story wollte sich da nicht ganz festlegen.
Anfang April, am ersten Freitag soll ein neuer Anlauf genommen werden, den Haidhauser Wettbewerb live wieder zu beleben. Immerhin winken im Finale für den Sieger € 500,00
Abendbericht von W.H.