Ein Abend, dem autobiographischen Schreiben gewidmet, kommt natürlich nicht ohne die Frage aus: Warum? Warum schreiben? Die Autorinnen und Autoren einer Münchner Schreibgruppe, Karolina Devalerio, Veronique Dehimi, Robert Huber und Hans-Karl Fischer antworteten auf ganz verschiedene Weise.
Der sehbehinderte Autor Robert Huber betonte, dass er aus der Lust am Schreiben etwas Schriftliches entwerfe, und trug u.a. die Geschichte eines Treffens mit dem ehemaligen Lehrer Römer vor, der ihm großzügig zum Besuch der Muse „Schreiblust“ gratulierte
Karolina Devalerio konnte über die Verwicklungen angesichts eines italienischen Nachnamens erzählen, über eine Verführungs-Tomate anstelle des biblischen Apfels und wie die Liebe trotz Tomaten-Allergie die Oberhand behielt. Ihr Kurz-Essay über eine Promotionsarbeit des Germanisten Michel Borner mit dem bedeutsamen Titel „Das leidende Ich“ wurde vom Publikum weniger goutiert – wobei diese Arbeit u.a. über Thomas Bernhard im Internet abrufbar und durchaus interessant ist.
Veronique Dehimi stach durch bildreiche Poesie aus dem Quartett hervor. Sie konnte dem Wasser in jeder Form Lyrisches abgewinnen – dem Moorweiher, der eisigen Antarktis und dem Meer überhaupt – und natürlich lag auch hier das Schwergewicht auf persönlichen Erfahrungen, die offenbar weniger im Leiden als in Glücksgefühlen bestanden.
Und Hans-Karl Fischer trug zwei Prosatexte vor, von denen der eine aus dem – wohl selbst erlebten – Internatsleben erzählte und dass es abgesprochen war, dass man ihn jederzeit beim Schreiben stören durfte. Der zweite Text kreiste um zwei Dichter, die sehr unterschiedlich in ihre Gemeinde aufgenommen wurden. Je heftiger der Zulauf für den weniger Verwurzelten zunächst war, desto schneller wurde er auch wieder allein gelassen. – Wieweit der Autor hier eigene Erfahrungen einfließen ließ, blieb offen.
Der Reiz des Abends bestand darin, vier sehr unterschiedliche Ansätze von Prosa und Lyrik erfahren zu können, auch wenn die Zeit leider zu knapp war, um sich mit jedem einzelnen gründlicher zu befassen.
Abendbericht: W.Hirche
Foto: Hellmuth Lang