Am offenen Wettbewerbsabend vom 5. November wählte das Publikum zwei Sieger: Annette Katharina Müller und Philipp Stoll. Beide sind damit nominiert mit ihren Kurzgeschichten fürs Finale des Haidhauser Werkstattpreises, dotiert mit voraussichtlich 500 €.
Zunächst aber feuerte Gerd Häussler eine Salve schneller, gereimter Gedichte ab, schön rhythmisch und meist in jamibischen Versen, etwas Nonsens, etwas Wahrheit – das Publikum blieb, wie auch bei seinen Aphorismen unberührt, auch wenn er „Himmel“ reimte auf „Gottes Pimmel“ – sowas zieht heute kaum noch.
In sein traumhaft schönes Antiquariat entführte Walter Brusa mit der Story „Buch trifft Leser“. Auch hier blieb das Publikum unberührt von den Fundstücken aus dem 19. Jahrhundert. Vielleicht fehlte ein Spannungsbogen, die Charaktere blieben zu blass?
Anders die komische Geschichte von Philipp Stoll. Sein Held ersehnte sich inmitten der ersten Corona-Welle (ja, endlich eine Corona-Story!) als schwer leidender Ehemann eine zarte, „finanziell unabhängige“ Friseuse (welch eine Illusion!) mit drei Kindern, die alle seine dubiosen Wünsche erfüllen könnte. Ob sie ihm je den erwünschten „Dämmerungstermin“ auf Knien gewähren würde, blieb offen.
Annette K. Müller führte mit „Die Spieluhr“ in ein Antiquariat, zu Kindheitserinnerung und Abendlied. Das „Guten Abend, gute Nacht…“ ging dem Publikum zu Herzen, man empfahl nur die Streichung des letzten Satzes. Die schweren Zeiten der endlosen Pandemie brauchen Gefühle – hier, im MLb werden sie geliefert!
Beide Abendsieger wurden vorläufig mit einer guten Flasche „Primitivo“ belohnt. Man sieht sich wieder im Finale!
Abendbericht von W.Hirche
Foto von Hartwig Nissen