Klaus Hübner im Münchner Literaturbüro
Der bekannte Publizist und Literaturkritiker Klaus Hübner stellte seine vier Neuerscheinungen des Jahres 2021 (P-Machinery-Verlag) vor, in denen viele seiner Kritiken und Essays versammelt sind. Vor allem der vor kurzem verstorbene persische Dichter Said lag ihm am Herzen und die Deutsch-rumänische Autorin Iris Wolff mit ihrem Roman „Die Unschärfe der Welt“. Hübner betonte, dass es in diesem Buch „ums Ganze“ gehe, wie nur noch selten in der deutschsprachigen Literatur von heute.
Beim Publikum besonders beliebt waren Hübners Sprachglossen, etwa zum Begriff „Aufschlagen“ oder zu der gängigen Floskel „davon ausgehen“ – ganz abgesehen von den irrwitzigen Konjunktiv-Verirrungen, die uns der Autor präsentierte.
Das Publikum diskutierte über die Problematik der sog.“Chamisso-Literatur“, benannt nach dem 2017 eingestellten Adelbert-von-Chamisso-Preis, und über die oft erstaunlich schnelle Ausformung und Präzision der deutschen Sprache bei hier zugereisten Menschen mit fremder Muttersprache. Warum der Autor so selten Verrisse schreibe, wurde er gefragt, und die Antwort war ganz einfach, dass er lieber über Bücher schreibe, die er auch liebe. Da dies auch in den meisten Zeitungsredaktionen so sein dürfte, ist leicht zu erklären, weshalb ganz überwiegend Lobgesänge in den Feuilletons erscheinen. Klaus Hübner stellte in Aussicht, gelegentlich auch in den Literaturseiten München eine Glosse zu publizieren, was mit Spannung erwartet werden kann.
Abendbericht von W.Hirche, Fotos von Susanne Görtz