Von Liebe und Tod – Abendbericht vom 7. Juni 2024

Beim offenen Abend am Freitag, den 7. Juni 2024 lasen 5 Autoren und Autorinnen in der Vorauswahl für das Finale. Den Anfang machte Günter Mitschke mit drei kurzen Prosatexten und zwei Gedichten, die allesamt um das  Thema „Tod“ kreisten, der sich in einer der Texte selbst präsentierte, während es bei den anderen um nicht gesagte letzte Worte eines Sterbenden und um eine vom verstorbene Vater hinterlassene Schallplattensammlung ging.

Franz Oberhofer präsentierte anschließend in „Zwischen den Zeiten“ zwei ineinander verwobene Geschichten, zum einen erwirbt ein Leibespaar bei einem Juwelier gebrauchte Ringe, zum anderen wird der Mann als Mitglied einer Gruppe ausgehungerter Gefangener in der Ukraine gezeigt, denen die Aufseher alle Wertsachen wie Ringe, darunter einen solchen, wie vom Liebespaar erworben, abnehmen und der in einer ehemaligen Bäckerei, in die die Gefangenen geführt werden, ein Brot findet, das ihm aber von einem Hund gestohlen wird. Das Publikum kritisierte bei diesem Text teilweise eine kitschige Sprache und stellte die Frage inwieweit die Konstruktion der Geschichte trägt.

Karin Riedl folgte mit „Nach der Landwirtschaftsausstellung“. Fahrer Simmering fährt Olaf Scholz im Dienstwagen unter häufigen Spurwechseln nach einem Termin bei einer Landwirtschaftsausstellung, wo heftig dem Grauburgunder zugesprochen wurde, nach Hause. Unterwegs wird im McDonalds Drive-in haltgemacht, damit sich der Fahrer stärken kann. Auch Olaf Scholz nimmt einen Fischburger, der ihn an die Fischbrötchen seiner Kindheit erinnert. Die Zuhörer lobten die Geschichte als köstliche Satire.

Unter dem Titel „Glücklicher werden“ zeigte sodann Anja Bornemann Szenen einer Ehe. In „Gegensätzlich“ überhäuft die Ehefrau die Kinder morgens mit Liebe während der Ehemann regungslos daneben im Bett liegt. In „Gegenspieler“ zeigt der Mann seine Überlegenheit im Go-Spiel, während die Ehefrau Anfängerin ist und keine Spielanleitung erhalten hat. Von Seiten des Publikums wurde der Text als hohe Form von Sinnlosigkeiten gewürdigt.

Tanja Wagner überzeugte mit „Der brennende Baum“,  zwei flüssig vorgetragenen jugendlich frischen Gedichten, eines über eine Überschwemmung, die Schule und Stadt unter Wasser setzt und wo dann am Ende des Walls ein Baum brennt, während im anderen der Mörder die mächtige tote Hand fühlt.

Das Publikum wählte Tanja Wagner zur Tagessiegerin und Kandidatin für das Finale des  Haidhauser Werkstattpreises.

Abendbericht: Rainer Kegel
Foto: Simone Kayser