Zweiter Bericht vom neuen U33-Abend am 26.10.18

Der erste Abend des neuen U-33-Projekts brachte zwar zwei neue junge Autoren auf die Bühne und war mit etwa 25 Zuhörern auch nicht schlecht besucht, aber wir hatten auch Glück, denn der eine Autor brachte etliche Freunde und Fans mit.

Zunächst las die schon etwas bekanntere Slata Roschal Lyrik.

Danach las Dirk Renner eine aus einem größeren Fantasy-Werk herausgelöste „Kurzgeschichte“, in der es um die Begegnung zwischen dem mittelalterlichen Gaukler Castello Schalk und einer bei einem schauerlichen Verbrechen ermordete und mit einem Fluch verzauberte Gräfin geht, die jetzt als „Todesfee“ in ihrer alten Burgruine haust.

Die wichtigsten Zutaten: Horror und Humor.

Trotz ihrer schauerlichen Stimme hat die verhexte Gräfin es ihm irgendwie angetan. Der Höhepunkt dieser erotisch getönten Horrorgeschichte war zugleich ein sexueller. Die aus den Textzeilen herauswabernde Fantasy-Horror-Atmosphäre hatte Kraft. Gekonnt nutzte der Autor die Ingredienzien des Schauerromans, wie z. B. eine Burgruine, steile Klippen, Unwetter, Blitz und Donner … Die gegenseitigen Schimpfworte waren äußerst derb und teilweise originell: „Du Gossenkasper, Du.“

Die Lesung gibt es schon auf YouTube und der Vortragende gab sich alle Mühe, die zwei unterschiedlichen Stimmen – die des Gauklers und die der zu einer Hexe mutierten Gräfin – bis ins Extrem zu treiben; ein rares schauspielerisches Angebot im Rahmen des Literaturbüros.

Fantasy-Geschichten haben bekanntlich viele Freunde, aber einige Literaturbüro-Alleshörer verzogen wohl innerlich das Gesicht und waren nach der Pause verschwunden.

In der dritten Lesung trug die schon erwähnte Slata Roschal eine halbseitige Geschichte vor. Die kleine Episode bestach durch ihren eng gezogenen Mikrokosmos von zwei Personen, die praktisch nichts tun und den fast hypersensiblen Mikrobeobachtungen dessen, was trotzdem zwischen diesen beiden gerade abläuft.

Abschließend las ein bei uns neuer junger Autor ein Lyrik-Piece, welches er gerade mal drei Stunden vorher geschrieben hatte. Manuel Weisser fügte hehre lyrische Begriffe mit weniger erhabenen Alltagsbegriffen wie „Autoreifen“ zu interessanten Assoziationsketten zusammen. Sie entwickelten dabei eine tiefenpsychologische Dimension.

Anschließend wurde das Angebot, die Bar bis 23 Uhr zu nutzen, leider nur von wenigen angenommen, da die Freunde der Fantasy und des Fantasy-Autors Whiskey und wegen eines anstehenden Geburtstages für die kleine Feier Sekt bevorzugten, mit dem wir leider nicht dienen konnten.