Auch die fünfte Vorauswahl zum Haidhauser Werkstattpreis musste per Zoom-Konferenz über die Bühne gehen, wobei sich zunächst zwar jede Menge Zuhörer einfanden aber keine Autoren. Nach etwa zehn Minuten haben sich aber doch eine Autorin und drei Autoren aufgerafft und waren bereit, ihre Texte zu präsentieren. Als gemeinsame Sieger wurden am Ende Heiko Tessmann und Franc Beno vom Publikum gewählt.
Zunächst las Heiko Tessmann sieben Gedichte, die, teils gereimt, teils frei floatend ein weites Themenspektrum abdeckten: Von Kindheitserfahrungen über Depressionen bis zum nahen Kampf Syrischer Flüchtlinge.
Sodann trug Mae eine Story vor, die zwischen Heiterkeit und Tragik changierte. Es ist Herbst, eine alte Frau ist einsam, ihr Mann längst gestorben. Sie kann ihre beginnende Alzheimer-Erkrankung noch selbst beobachten und versucht, das Beste daraus zu machen. – Das Publikum fand die Herbst-Symbolik etwas zu dick aufgetragen, den Verlauf der Story zu erwartbar, dennoch hatte die Story ihren Charme.
Klaus Schuster ließ Lyrik hören, die aber leider von vielen aus akustischen Gründen nicht gut verstanden werden konnte. Die Tücke der Technik ließ seine mit Altersweisheit und mildem Humor gewürzten Texte nur zum Teil hörbar werden, sodass auch das kritische Weihnachtsgedicht, das die Fremdenfeindlichkeit anprangerte, leider zum großen Teil versickerte.
Als Letzter (man las ohne Pause) trug Franc Beno „In diesen Zeiten“ eine Story vor, in der der Arzt Aldo die erste italienische Coronawelle durchlebt. Als er seine Schwägerin auf der Corona-Station entdeckt, vertauscht er in höchster Not ihr Bett unbemerkt mit dem einer anderen Patientin, die an dem lebensrettenden Sauerstoffgerät hängt. Es ist klar, dass diese sterben wird, die Verwandte aber überlebt. Das Publikum kritisierte weniger die moralische Problematik der Story, als gewisse stilistische Unebenheiten, wobei der Vortrag des Autors slowenischer Herkunft unter seiner Nervosität etwas litt – er und Heiko Tessmann haben sich als Sieger für das Finale im Spätsommer qualifiziert, auch wenn am Schluss nur noch elf Zuhörer abgestimmt haben.
W. Hirche