Nichts weniger, als die Quellen abendländischer Philosophie zu umrunden und spielerisch zu erschließen, war das Programm des bekannten MLB-Autors Ulrich Schäfer-Newiger an diesem winterlich-verschneiten Januarabend. Zunächst aber ging es mit der Story „Kaninchenzüchter“ in die detailreichen Gefilde von Zucht und Ordnung und das Lenken von Dampfloks und anderen, sodass manchem Zuhörer die Schienen und Wagons zu den Gaskammern von Auschwitz einfielen. Die gruselige Humoreske endete aber mit einem Vater, dem strengen Züchter, unter dem Auto liegend und nach Kaninchen angelnd – versöhnlich!
Mit „Glaukon“ ging es dann aber in die Erkenntnissphäre der Platonschen Höhle in Kombination mit einem modernen „Therapeuten“, der neben Sokrates und Platon auch noch sein Fett abbekam. Ein Rollenspiel aus der Sicht des geschuhriegelten, erniedrigten Schülers Glaukon – man konnte es beinahe als Fortsetzung des „Kaninchenzüchters“ begreifen.
Nach der Pause gings dann in eine surreale Buchhandlung, in der man auf J.L. Borges traf und allerlei andere Berühmtheiten mit der Geschichte „Das unendliche Buch“ , nachdem der Autor seine Hörer mit zwei Motti von T. Mann und Montaigne schon mal in die richtige Denkrichtung geführt hatte. Auch hier wieder die Fragen, was wir erkennen können, wieviel wir lesen müssen, um es zu tun, und ob das nicht doch alles vergeblich sei.
Am Ende wird der nach Literatur und Erkenntnis Dürstende gewaltsam-sanft aus der Buchhandlung hinaus befördert. Das zahlreich erschienene Publikum war sehr angetan von allen Storys und hätte am liebsten die Nacht hindurch diskutiert – aber leider, leider, um 22h ist hier im MLB immer Schluss – wirklich!
Bericht: W.H.
Foto: Beppo Rohrhofer