Am Freitag, den 13.1.2023 trug Irina Malsam Auszüge aus ihrem in Versform gehaltenem autobiografischen Roman “Blutkirschen aus Schnee” vor, einem Roman mit vier Kapiteln, die nach den vier Jahreszeiten benannt sind.
Im Kapitel “Herbst” entführte die Autorin die Zuhörer in ihre Kindheit in einer volksdeutschen Familie im spätsowjetischen Nordkasachstan in eine jedenfalls halbländliche Umgebung mit Schlachtfesten, dem Einmachen von Gemüse, dem Wodkaversteck des Großvaters, dem Vater, der betrunken in einer Schubkarre durch die Straßen gefahren wird und dem abrupten Ende dieser Kindheit durch die Ausreise der Protagonistin, die sich immer bemüht hatte, nicht aufzufallen und die Klassenbeste in der Schule war, in das ihr unbekannte Deutschland. Dort findet sie sich in einem alten Hotel im Schwarzwald als Unterkunft für Aussiedler wieder und muss sich an ein neues Leben anpassen.
In weiteren Auszügen aus dem Roman sahen die Zuhörer die erwachsene Protagonistin auf einer Reise zurück in ihre alte Heimat, die ihr aber fremd geworden ist und zuletzt in einem Aschram am Oberlauf des Ganges.
Das Publikum war überwiegend voll des Lobes über die eindrückliche und berührende, aber nicht zu zuckrige Darstellung des Lebens in einem Außenbezirk von Karaganda in den 1980er Jahren sowie des weiteren Lebensweges der Protagonistin. Es gab aber auch Kritik, insbesondere dahingehend, dass die Darstellung doch sehr harmonisch sei und ein wenig an Dramatik und Konfliktdarstellung fehle, der aber entgegnet wurde, das Dramatisches nur subtil aus dem Text hervortrete, aber immer vorhanden sei.
Bericht: Rainer Kegel
Foto: Ulrich Schäfer-Newiger