Elvira Steppacher konnte an diesem Abend das Publikum mit drei verschiedenen Texten für sich einnehmen: Einem (etwas reiferen) Romanprojekt „Was der Fall ist“, einer Kurzgeschichte „Held, innen“ und einem neueren Romanprojekt mit dem Arbeitstitel „Das Treibhaus“.
Mit letzterem begann sie den Abend und es wurde schnell deutlich, dass hier verschiedene Erzählperspektiven variiert wurden, zumindest ein „Es“ und ein „Ich“, möglich auch ein guter alter auktorialer Erzähler, denen es um Pflanzen, Wachstum und europäische Erfahrungen geht, samt Kriegs- und Nachkriegszeiten. Immerhin, an einer zentralen Figur, einem „Joop“ soll sich der Leser dann doch orientieren können. Die Entwicklung ist offen.
In der Kurzgeschichte „Held, innen“ wird eine junge Frau in einer alten, prachtvollen Villa, es „schellt“ dreimal, plötzlich von einer leidenden Frau zu einem Zeitschriften-Abo gedrängt, die ihr am Schluss zwar wohl keine Zeitung, aber einige Allergien und Allegorien aufdrängt – die Autorin zeigte, wie gut erzählen gehen kann, wenn sie sich nicht von Romantheorien zu sehr einengen lässt, denn erzählt wird nun mal immer, oder geschwiegen.
Was auch mit dem Projekt „Was der Fall ist“ deutlich wurde. Hier erlebt eine durch schwere Krankheit bereits „verurteilte“ Frau in konkreten, knappen Tagesnotizen mit Datum und Wetteranzeige auf einem alten Friedhof den Einbruch der Moderne mit Pharma-, Bio- und Computertechnik in ihr verwittertes Leben vor ebensolchen Grabsteinen – das sollte, das wird ein wunderbarer Text werden, wenn der Autorin nichts dazwischen kommt, das Leben zum Beispiel.
Bericht von Wolfram Hirche