Christian Dörge hat sich diese berühmte Frage im MLB zwar nicht direkt gestellt, aber sie stand immer im Raum seiner programmatischen Lesung. Was ist leichter, das eigene Schicksal, also das Leben oder den eigenen Tod zu ertragen? Wie schon Hamlet sich fragt. In Christian Dörges Lyrik und Prosa geht es darum. Tiefgehende Lyrik und Prosa in verschachtelten Ebenen, traumatischen, mystischen Bildern und Metaphern. „Warum nicht die Apokalypse umarmen?/Warum nicht Byzanz schwarz-weiß verwerfen?/Warum nicht in der Stille das Fleisch verschließen? Warum nicht dem Selbstekel entschlafen?“ wie er im Text Vox Sola zaubert. Einsame Stimme. Die Texte von Christian Dörge entstammen der Einsamkeit auch wenn es immer wieder um eine zerrissene Zweisamkeit zu gehen scheint. So heißt es in dem apokalyptischen Prosastück Tee in der Sahara „Meine Lippen können dein Blut rösten, wenn sie Dich küssen“. Oder „Sie schließt die Traumtür“ in der Geschichte Komtur. Manchmal „lächeln“ aber auch „nächtliche Wölfe“. Licht in der Düsternis flackert gelegentlich auf. Die Texte von Christian Döring müssen gelesen werden, um sie – wenn auch nicht immer – ganz verstehen zu können. Es gibt sie im Buchhandel.
Christian Dörge ist Autor, Dramatiker, Theatermacher, Regisseur, Musiker, Feingeist, herausfordernder Sprachberserker und ausgefeilter Handwerker im besten Sinne. Tod und Leid sind eins. Was ist Kunst? Alles. So zumindest haben wir ihn als Autor und Sprachkünstler erlebt.
Großer Applaus!
„Der Rest ist Schweigen“ ist Hamlets letzter Satz. Hoffentlich nicht bei Christian Dörge.
Abendbericht: Beppo Rohrhofer
Fotos: Ulrich Schäfer-Newiger