Detektiv auf Abwegen – Abendbericht vom 10. Januar 2025

Der Autor Lo Conosco trug am 10. Januar 2025 die Münchner Literaturbüro die Erzählung „Der Traum vom scheinbaren Glück“ vor. Ein Privatdetektiv, in der Erzählung als Spion bezeichnet, eine derartig unauffällige Person, das er praktisch unsichtbar ist, erhält von einer Frau den Auftrag, ihren Ehemann, den sie der Untreue verdächtigt, auszuspionieren.

Trotz wochenlanger Beobachtung kann der Spion aber am Verhalten des Ehemanns nichts auffälliges feststellen, außer der Tatsache, dass er jeden Morgen um 7:15 Uhr in einer Bäckerei einkauft und dabei der Bäckereiverkäuferin beim Bezahlen einen Zettel zusteckt.

Der Spion fühlt sich dabei selbst mehr und mehr zu der Verkäuferin hingezogen und himmelt sie schließlich an. Schlussendlich verkleidet er sich als der Ehemann seiner Auftraggeberin und steckt der Verkäuferin, die, wie er in Erfahrung bringt,  Aglaia heißt, einen Zettel zu, mit dem er sie zu einem Rendezvous am Abend in das Domcafé einlädt

Dort im Café mit einem überaus stimmungsvollen Ambiente bestellt es sich Bier und malt sich das Zusammensein mit der Aglaia lebhaft aus, wartet aber vergeblich auf seine Angebetete.

Am nächsten Tag fehlt die Verkäuferin in der Bäckerei. Dann bemerkt der Spion, dass er von dem Ehemann, seinem Rivalen bei der Verkäuferin, verfolgt wird und es kommt zu einer Auseinandersetzung bei der der Rivale, also der Ehemann der Auftraggeberin, erzählt, das er, da er die Einladung zum Rendezvous, als er später, nämlich um 7:15 Uhr in der Bäckerei erschienen war, und dort einen für den Spion bestimmten Antwortzettel der Verkäuferin erhalten hatte, selbst zum Café gegangen war. Er selbst sei bei seinen Annäherungsversuchen mithilfe der Zettel nie so weit gegangen, sich mit der auch von ihm angebeteten Aglaia zu verabreden.

Das Publikum lobte die sprachliche Gestaltung der Erzählung, die stimmige Schilderung einzelner Orte und Geschehnisse, etwa in dem Café und den Dialog mit dem Ehemann der Auftraggeberin, bemängelte aber andererseits Unstimmigkeiten in der Konstruktion der Geschichte, sowie der Darstellung der Person des Protagonisten und war auch enttäuscht, das eine zunächst immer spannendere Geschichte schließlich relativ banal aufgelöst wurde.

Abendbericht: Rainer Kegel
Fotos: Jannette Hofmann