Familie, Abschied und die Tücken des Lebens – Abendbericht vom 2. Februar 2024

Am Freitag, den 2.2.2024 traten sechs Autoren bei der Vorauswahl zum Haidhauser  Werkstattpreis an und präsentierten ihre Texte dem kritischen Publikum.

Als erster Hans Vogt mit „Die feindseligen Tanten“ einer Geschichte über zwei sehr unterschiedliche und miteinander verfeindete Tanten des Erzählers vor dem Hintergrund der Verhältnisse  in den 1950´er Jahren. Das Publikum fand den Text gut erzählt, vermisste aber eine richtige Handlung.

Peter Heinrichs präsentierte dem Publikum ein Langgedicht, nämlich eine Moritat von den Gefahren des Lebens, in der Frau Schulz gedankenverloren und mit tödlichem Folgen in einen Aufzugschacht fällt und Herr Schulz  im Kino einen Film über eine mehrfache Mörderin ansieht. Die Zuhörer fanden das Langgedicht humorvoll aber doch etwas altbacken.

Herbert Hollitzer berührte das Publikum mit „Das Zeichen“ einer Story über einen Ehemann und Vater, der seine Frau Lena schleichend an eine Brustkrebserkrankung verliert, zunächst muss die Brust amputiert werden, der Sex klappt dann nicht mehr, schließlich stirbt die Frau und lässt den Ehemann samt Kindern zurück, den die Kinder auffordern wieder unter Leute zu gehen. Zuletzt trifft der Protagonist auf einer Parkbank auf eine neue Lena. Gelobt wurde die klare Sprache, kritisch angemerkt, dass Dialoge den Text lebendiger gemacht hätten.

Nach der Pause folgte Horst Oberbeil mit „Familientag“ einer Geschichte über einen sonnige Herbsttag und das für lange Zeit letzte Zusammentreffen eines getrennt von seiner Frau lebenden Mannes mit seinem Sohn auf dem Oktoberfest,  dort auch mit seiner Ehefrau sowie den (noch) Schwiegereltern. Während Vater und Sohn eine Schießbude aufsuchen, streitet man sich über die richtige Erziehung des Sohnes. Danach folgt ein langer Brief des Vaters an dem bei seiner geschiedenen Frau lebenden Sohn, wobei aber nicht klar wird, ob der Brief überhaupt abgeschickt wurde.
Der Zuhörerschaft lobte die lebendige Sprache, und kritisierte die mangelnde Geschlossenheit des Textes, eines Auszuges aus einem Roman.

Mit drei sehr kurzen Geschichten, unter dem Titel „Episoden meines Lebens“ überzeugte Peter Walcher das Publikum. Während in „Affäre mit meinem Drucker“ um den alltäglichen Kampf mit einem Laserdrucker, der genau das nicht macht, was er tun soll, erzählt wird, geht es bei der Story „Wie es wäre, einmal so richtig reich zu sein“ um die Gedanken und Wunschbilder des Lotto spielenden Protagonisten, was er denn mit dem Jackpot machen würde, sollte er ihn gewinnen. In „Wir telefonieren“ führen zwei Arbeitskollegen im Ruhestand ein Telefongespräch, wobei keinem der beiden noch den Namen des anderen einfällt, man sich aber noch gut an einen Fernsehshowmaster von vor Jahrzehnten erinnern kann.

Den Schluss machte Ken Brown mit zwei sehr kurzen Texten, bei denen es unter anderem darum ging, warum man nicht zu einem Mathematiker zur Therapie geht, und die aus dem Publikum als „sprachliches Absurdistan“ charakterisiert wurden.

Das Publikum wählte Peter Walcher zum Abendsieger und Kandidaten für das Finale des Haidhauser Werkstattpreises.

Abendbericht: Rainer Kegel
Foto: Simone Kayser