Gut und schön war’s beim lyrisch musikalischen, deutsch-russischen Abend im MLb mit Inna Zagrajewski, Gerhard Häusler, Elena Dinitz (Gesang und Tanz) und Friedrich Wetter an der Gitarre. Wer jetzt große Ausführungen zur gebotenen Literatur vom Rezensenten erwartet, wird enttäuscht sein. Natürlich wurde auch Literatur geboten.
Gerhard Häusler in der bewährt trockenen, philosophischen – aber oft auch nah am Kalauer stehenden – mit feiner Ironie durchsetzten Lyrik etwa. So heißt es Im Gedicht „Bevor Du gehst“ etwa „Vertrau der Uhr ohne Ziffern und Zifferblatt“. Aber auch „Es erzeugt keinen Genuß, der Hexenschuß“ wie im Text „Ringelreihen“. Passt doch zu seinem Aphorismus „Unvergleichlich, nur Gleiches ist unvergleichlich“.
Sowieso unvergleichlich ist Inna Zagrajewski. Die aus Moskau stammende und seit langem in München lebende Dichterin und Theatermacherin, ist beste Repräsentantin der russischen Seele. In ihren Gedichten – gelesen von Gerhard Häusler – geht es, vermeintlich, um Kleinigkeiten, Nebensächlichkeiten. Die Natur, Blumen, unsichtbare Zwerge, manchmal vielleicht auch etwas Kitsch, aber immer um Liebe. Stellvertretend im Gedicht von den Matrijoschkas. Aus Holz gefertigte, ineinander geschachtelte russische Puppen. Die innerste der Puppen bezeichnet sie als das „Holzherz“ für alle. Schöner geht’s kaum. Und dann waren da auch noch Elena Dinitz und Friedrich Wetter. Elena Dinitz sang – auf Deutsch und auf Russisch – von tiefem Schmerz und wiederkehrender Freude. Umsichtig und mitfühlend begleitet von Friedrich Wetter an der Gitarre. Zum Schluß haben dann Publikum und Darsteller gemeinsam gesungen. So kann’s also in Zeiten wie diesen auch gehen.
Nichts ganz Großes, aber auch nichts Kleines. Ganz einfach: Freude! Kharasho!
Abendbericht: Beppo Rohrhofer
Fotos: Jannette Hofmann