Gestern Abend las Maedy von den Wortkriegern aus ihrem geplanten Fantasy-Roman „Der Fluch der Feuerkraniche“, einem ambitionierten Projekt, das mehrere Bücher umfassen soll. Aus Zeitgründen las sie nur den Prolog und die ersten beiden und teilweise das dritte Kapitel, womit sie zum Teil heftige, aber faire Diskussionen auslöste. Zum Beispiel, ob die Erzählerin tatsächlich eine Ich-Erzählerin sein kann, wenn sie in Begriffen wie „meine Tante“ oder „mein Onkel“ denkt , weil ein sich auf sich selbst beziehendes „Ich“ das Personalpronomen „mein“ aufgrund der Selbstverständlichkeit niemals in dieser Weise benutzt.
Weiter fiel die häufige Benutzung der Adjektive auf, was aber im Hinblick auf die Zielgruppe der Lesenden als geringer Makel gesehen wurde, ebenso die manchmal überbordenden Erzählungen/Erklärungen zum Geschehen, statt einfach zu schildern, was gerade geschieht.
Gelobt wurden die leisen Andeutungen auf Übersinnliches oder Übernatürliches, die gleich am Anfang die Lust zum weiterlesen wecken dürften. Auch die Entscheidung der Autorin, die Story im Hier und Heute und nicht in einer imaginären Welt stattfinden zu lassen, fand Zuspruch, wenn auch eine kritische Stimme meinte, die genauen Angaben zum Lokalkolorit würden die Geschichte unnötig mit Informationen aufblähen und damit von ihr wegführen.
Nach der eigentlichen Lesung kam es bei Wein und Bier und Wasser in unserem Barraum noch zu einer Grundsatzdiskussion, ob man in einem Roman, der für die Jugend geschrieben wird, die Grammatik immer hundertprozentig sein müsse, sprich ob man stets die korrekten Zeitformen anwenden soll oder nicht – halt der ewige Streit um Präsens, Perfekt, Plusquamperfekt und Präteritum in Romanen und um die Frage: Die Jugendliteratur als verlängerter Arm der Schule oder darf sie auch mal fünf gerade sein lassen?
Alles im Allem ein gelungener Abend, der die Autorin hoffentlich noch einige Zeit beschäftigen wird.
Bericht von Dion von Eleusis