Kritische Familienstories – Lesung vom 2.4.2021

Patricia Malcher aus Lüdinghausen präsentierte den insgesamt 25 Teilnehmern zwei Kapitel aus ihrem neuen Romanprojekt und einige Häppchen aus dem vor kurzem in Wien erschienenen Roman „Lieb Kind“. Die Sprache des geplanten Romans mit dem Arbeitstitel „Nachkoloriert“  kam einigen Kritikern aus dem Publikum etwas  langatmig vor, hier sollte noch gestrafft werden. Das alte Ehepaar kurz vor dem 50. Hochzeitstag hatte sich nicht mehr viel zu sagen. Die Erzählerin versuchte, mit zahlreichen „man“-Verwendungen Distanz oder Ironie herzustellen. Die männliche Hauptfigur, ein braver Postbeamter in Rente bekam von der Autorin reichlich Fett ab. Immerhin wurden Formulierungen gelobt. Der „katholische Glaube, der sich schwarz wie Teer durch die Straßen ergießt,“ ließ das sprachliche Potenzial der Autorin erkennen.

Deutlich mehr Zustimmung erfuhr der Roman „Lieb Kind“, in dem die Beziehung des Erwachsenen zu seiner älteren Mutter einerseits plastisch geschildert wird, andererseits sein verzweifeltes Bemühen, zum eigenen kleinen Sohn den Kontakt herzustellen. Spannende Dialoge, realistische Handlung – das Publikum diskutierte und folgte der Lesung gerne, auch wenn die Anregungen nicht mehr in das schon erschienene Werk aufgenommen werden können.

Die gelungene Online-Lesung ließ den fehlenden Live-Auftritt kaum vermissen.

Abendbericht von Wolfram Hirche