Hundeleben, Raben-Krähen, Löwen, Ungeplantes. Alles menschlich, wenn Annette Katharina Müller Kurzgeschichten darüber schreibt. Wie bei `“Vita da Cani“. Es geht um die Adoption eines italienischen Straßenhundes.
Von der Annäherung zwischen Mensch und Hund, über das Shampoonieren des Stinkers, die Mitnahme aus dem Urlaub nach Deutschland und die Einsicht, daß es dem Adoptierten in seiner Heimat doch besser gehen würde als im Exil. Man bringt ihn also wieder nach Italien zurück. Anders in der Geschichte „Zettelwiese“ mit dem Löwen, der eigentlich nicht existiert. Nur im Kopf der leicht, oder doch schon mehr dementen, liebenswerten alten Dame im Seniorenstift. An allen Gegenständen in ihrem Appartement kleben bunte Zettel mit dem Namen der Dinge. Wie auf einer Blumenwiese. So auch an einer Stehlampe. Auf dem Zettel steht Löwe. Und mit diesem Löwen ist sie unterwegs, bis sie einen Zettel mit der Notiz Boa Constrictor entdeckt. Wir bleiben bei Tieren. Diesmal handelt sich um Raben-Krähen, die den Vögeln bei Hitchcock nicht unähnlich sind. „Gier auf Chips“ ist der Titel der Geschichte. Die Vögel haben Appetit auf Chipsreste. Dazu werden weggeworfene Chipstüten aufgerissen und bedecken danach großflächig den Park. Sie werden zur Plage, mit Angriffen auf Jogger und andere Stadtbewohner, die immer wieder neue, aber letztlich unwirksame Bekämpfungstaktiken erfordern und auch zu zwischenmenschlichen, ernsthaften Konflikten führen.
Um ernsthafte Konflikte geht es auch bei der letzten Geschichte „Ungeplant“. Sie erzählt von Marita, einer Frau, die in die Stadt fuhr „um was Neues anzufangen“. Sie wollte frei sein, sich von ihrem Mann trennen. Marita erlebt manch tragische Situationen und schmiedet verschiedene Pläne, wie sie das bewerkstelligen könnte. Auch eine Rückkehr zu ihrem Mann erscheint als Möglichkeit. Am Ende aber entscheidet sie sich doch für das Neue.
Ein unaufgeregter, gediegener Werkstattabend mit einem zugewandten Publikum und einer verdient zufriedenen Autorin.
Abendbericht und Foto: Beppo Rohrhofer