„Zum Teufel mit den kurzen Gedichten, zu Höllerer mit den langen“, meinte 1967 Dieter Hildebrand in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Damals war die Auseinandersetzung um das Langgedicht noch in vollem Gang und bewegte Literaturkritik, Literaturwissenschaft und Autorinnen wie Autoren gleichermaßen. Am vergangenen Dienstag, beim Lyrischen August des Münchner Literaturbüros, war dagegen die Stimmung einhellig: Hauptsache gut.
Zweieinhalb Stunden geballte Gedichte, und doch – oder gerade darum – war es ein kurzweiliger, unterhaltsamer Abend. Die Autorinnen Augusta Laar, Véronique Dehimi sowie die Autoren Ulrich Schäfer-Newiger und Horst Oberbeil trugen dazu ebenso bei wie der Vortrag von Kristian Kühn und die Musik von Juliane Gredmaier (Violine) und Peter Benz (Gitarre).
Gewohnt kenntnisreich führte Kristian Kühn mit einem Vortrag über die Lyrik Ulrich Schäfer-Newigers ein, zeigte anhand von vier Gedichten Tiefen und verschiedene Facetten in der Lyrik des Autors und suchte sie im Kontext der deutschen Lyrik einzuordnen. Dem Vortrag folgten zehn Gedichte des Autors und ein kurzes Gespräch mit Diskussion, ehe Gastautorin Augusta Laar „Mitteilungen gegen den Schlaf“, ihren jüngsten Gedichtband (bereits in dritter Auflage erschienen in der Melios Edition), vorstellte. Augusta Laar führte mit weiteren Gedichten aus ihrem knapp 100-seitigen Buch auch den zweiten Teil des Abends ein, ehe Véronique Dehimi und Horst Oberbeil sowie anschließend Augusta Laar und Ulrich Schäfer-Newiger das Thema Langgedichte aufgriffen und mit unterschiedlichen Konzepten umsetzten.
Auch wenn an diesem Abend das Publikum – aufgrund der Dichte der Vorträge – nicht so viel Gelegenheit hatte mitzudiskutieren, darf das Resümee zu diesem lyrischen August, wie bereits 2022, als absolut positiv gesehen werden. Ein Abend, der Lust machte auf eine Fortsetzung in 2024.
Abendbericht: Franz Westner
Fotos: Wolfram Hirche