Von Neid, Witz und Lindenblüten – Abendbericht vom 28. Juli 2023

Gute sechs, wahrscheinlich sogar sieben Autorinnen und Autoren haben im Münchner Literaturbüro an diesem Saisonabschluss-Fest ihre Gedichte und Geschichten vorgelesen – die exakte Zahl ist wegen der gehaltvollen Gratis-Bowle und der plötzlich hereinplatzenden Meldung vom Tod Martin Walsers dem Chronisten leider nicht mehr absolut geläufig!

Annette Katharina Müller startete mit einer Story über Neid, Eifersucht und Künstliche Intelligenz (KI), ein charmanter Cocktail, der wohlwollend und ausgiebig geschlürft und diskutiert wurde.

Friderike Langer gefror den Sommerabend mit vier „Januargedichten“, zischenden Libellen und bedrohlichen Eulenrufen, mit Bäumen, deren Wurzeln im Himmel lagen und einem leeren See – melancholisch und eindrücklich formuliert.

Danach gelang es Günter Mitschke, mit gewohntem Witz und viel Ironie in seinen Kurztexten, die Stimmung wieder aufzutauen. In „Last Exit“ wird eine Lesebühne im Jahr 2032  skizziert, ein Wettbewerb und ein Survival-Kit als erster Preis – dem Mlb wurde ein kritischer Spiegel vorgehalten.

Nach der Pause versuchte Andreas Mayer einen „Spontantext“  über eine Japanerin und hunderte von Origami-Kranichen, bevor es dann mit den Gedichten von

Tania Rupel Tera wieder mit gewohntem Ernst zur Sache ging. Besonders eindrucksvoll das Gedicht „Linden in London“, das mit einem Piano im Regen enden muss, verstärkte Melancholie auch noch durch den osteuropäischen Akzent der Autorin – sie wird am 8.9. ihr neues Buch „Wellensplitter“ vorstellen. Im Cafe Luitpold.

Peter Asmodai gelangen zwei poetische, kurze Prosatexte zum Thema „Dämmerung“ mit jungen Mädchen und zur „Rückkehr der Schmetterlinge“ – der Autor ist Optimist. Sowohl die jungen Mädchen, als auch die Schmetterlinge kehren immer wieder zurück, während in der Prosaskizze von

Paul Lengldobler die Leichen alle Wege pflastern sollen. Brasilien im 19. Jahrhundert und die Wut zweier Familien. Joaquin ist tot und Da Costa will blutige Rache üben, allein ein Verräter grätscht dazwischen – wie das Leben so spielt. – Die ganze Sache wird vertagt.

Es waren doch wohl sieben AutorInnen, und zwei weitere kamen nicht mehr zum Zuge, denn die Zeit war abgelaufen. Gedenken wir des „Fliehenden Pferdes“ und der vielen Figuren des guten alten Martin Walser!

Abendbericht: W. Hirche

Fotos: Simone Kayser und Franc Benno