Über Literatur – Abendbericht vom 14. März 2025

Es war gut, dass Klaus Hübner gleich zu Beginn des Abends darauf hinwies, nicht als Schriftsteller, sondern als Publizist und Literaturkritiker aufzutreten. So konnte sich das Publikum darauf einstellen, nicht wie üblich originäre Literatur zu hören, sondern Texte über Literatur.

Klaus Hübner las ausschließlich Texte aus seinem jüngsten Buch „Sternstunden, Sprachgewitter und andere Spätlesen“. Nach einigen einleitenden Sätzen aus dem Vorwort las der Autor zunächst seine Rezension über Thomas Steinfelds monumentaler Goethe-Biographie aus dem Jahre 2023 vor. Er betonte, diese unterscheide sich von früheren Biographien dadurch, dass Steinfeld den Fokus seiner Darstellung vor allem auf den Menschen Goethe und dessen über die Literatur und das Schreiben hinausgehenden Tätigkeiten und Interessen gelegt habe. Es entspann sich danach, wie konnte es bei diesem Thema anders sein, im Publikum eine rege Diskussion nicht über Steinfeld, sondern über Goethe.

Es folgte ein Nachruf auf den Dichter SAID, den Klaus Hübner persönlich kannte. „Teheran liegt am Meer“ war der schöne Titel dieses Textes über diesen „subversiven Gentleman“ und „Liebhaber der Deutschen Sprache“, wie Hübner ihn anerkennend nannte.

Peter Handkes ziemlich unbekannter kleiner Text „Kleine Fabel der Esche von München“ war der nächste Gegenstand der Betrachtungen des Autors. Wobei er an einem Zitat den besonderen ‚Handke-Sound‘ hervorhob, der Handke-Verächter immer zum Wahnsinn brächte.

„Rheinaufwärts“ von Franz Hohler, dem ‚menschenfreundlichsten Dichter unserer Zeit‘ wie der Rezensent ihn nannte, war der nächste Text, über den Klaus Hübner geschrieben hatte und dessen Vortag zugleich eine Hommage an den Schweizer Dichter war.

Der letzte zum Genre der Buchbesprechungen gehörende Text galt dem unbekannten Schriftsteller Gerhard Neuner und dessen Kindheitserinnerungen in Niederbayern nach dem zweiten Weltkrieg mit dem Titel „Martinskirchner Dorfgeschichten.“ Die Zuhörer:innen erfuhren, dass es sich bei Gerhard Neuner um einen der Pioniere des akademischen Fachs „Deutsch als Fremdsprache“ handelte.

Zum Abschluss trug der Autor zwei Stadt- und Landschaftsbeschreibungen von ihm selbst vor. Sie waren aus Anlass eines Aufenthaltes in Schweinfurth und einer kleinen Reise zwischen Main und Steigerwald entstanden. Und betonten Geschichte und besonders das eigentümlich Fränkische an Stadt und Landschaft.

Ohne Pause endete der Vortrag nach einer weiteren Diskussion mit dem Autor und ausgiebigem Beifall des Publikums. Freilich bestand noch immer Rede- und Diskussionsbedarf mit dem Autor, so dass das eigentliche Ende des Abends sich noch etwas hinzog.

Abendbericht: Ulrich Schäfer-Newiger
Fotos: Jannette Hofmann