Lesung mit Ulrich Schäfer-Newiger
An diesem typischen Juni-Wohlfühlabend, an dem in Konkurrenz zur Literatur das packende WM-Spiel Spanien: Portugal die Münchner in den Bann zog, trug Ulrich Schäfer-Newiger (links im Bild) drei nicht weniger packende Prosatexte und ein Dramolett vor, in denen es (ebenfalls) meist um Leben und Tod ging. Wenn nicht alles täuscht, goutierte das Publikum den ersten Text und das Dramolett am meisten.
Dabei war Nummer 1 mit dem Titel „Caparica“ ( Lissabons Stadtstrand) höchstens 3 Minuten kurz, prägnant und sezierend. Die wenigen „irrsinnigsterbenden“ Fische und Möwen und Menschen im Todeskampf.
Sodann folgte „Der große Uhrmacher“, eine Story, in der „eine Maschine“ konstruiert wird, die (wie sich das heute in Stories gehört) sich der menschlichen Kontrolle entzieht, Bewußtsein hat , vom Erzeuger (Uhrmacher) murmelt und schließlich von ihrem Konstrukteur zertrümmert wird , wobei der Autor an Lem und Canetti erinnerte: Hier war viel Lektüre eingeflossen!
Nach der Pause eine treibende, getriebene um nicht zu sagen triebhafte Autorennen-Crash-Story aus den USA, an der das Publikum „den Präsens“ bemängeln zu müssen meinte und schließlich ein tiefsinnig-absurdes Dramolett über zwei Herren auf der Autobahnbrücke, von denen der eine den anderen so lange nach dem Sinn des Fahrens befragte, bis der auch nichts mehr wusste – ein gelungener Abend, der den Fußball vergessen ließ, obwohl die Schreie der Fans nach sechs Toren immer wieder durch die Fenster herein drängelten.