Die 2004. Lesung, die pandemiebedingt vor den Bildschirmen stattfand, bestritt der Münchner Dichter Jörg Schön. Er trug in der Reihenfolge ihrer Entstehung Gedichte aus den Jahren 2016 bis 2020 vor. Die Texte wurden jeweils zwei Mal gelesen und beim zweiten Mal konnten die Teilnehmer des Abends die Gedichte an ihrem Bildschirm mitlesen.
Der Autor trug die überwiegend reimlosen, häufig rhythmisierten Texte energisch, manchmal geradezu eruptiv (bisweilen zu schnell) vor. Im Großen und Ganzen war das der Sprache und dem Inhalt angemessen. Denn die Texte beeindruckten die dreizehn Teilnehmer des Abends mit ihrer sprachlichen Kraft, den gelungenen Wortschöpfungen und passenden Bildern.
Inhaltlich führte Jörg Schön vom hedonistischen Lebensgefühl einiger Münchner über die Betrachtung eines Gemäldes von Max Liebermann zum Absturz des German Wings Flugzeugs und den nächtlichen Untiefen Roms, um nur einige Beispiele zu nennen. Ein Fragegedicht (jede Zeile eine Frage) wurde ebenso präsentiert wie viel Humor und Ironie, treffsichere Pointen und enigmatische Wendungen. Man war sich weitgehend einig, dass hier ein erfahrener Autor virtuos mit lyrischem Scheinwerferlicht beleuchtet, was immer ihm vor die Linse kommt. Etwas zu kritisieren gab es natürlich auch. Es wäre ja sonst kein gelungener MLB-Abend gewesen.