Leiden und Lieben – Lesung vom 23.4.2021

Wieder hat die Pandemie die Lyrik-Freunde  des MLb vor Tablets und Laptops ins „Homeoffice“ verbannt, und es wurde ein Zoom-Abend intensiver Gespräche über Tania Rupel Teras rhythmische Kurzprosa  und bildreiche Lyrik. Dabei gewährte die Autorin bulgarischer Herkunft thematisch sehr persönliche Einblicke in ihr Familien- und Gefühlsleben, weit gespannt zwischen Besuchen bei der Oma auf dem Lande und gewissen Geburtshilfe – „Rekorden“ in München. Ihr Stil spielt gelegentlich ins Comic-Genre („Klopf Klopf“ macht der „späte Specht“ und die Wölfe heulen ihr „Auuu“), verwendet gern Expressives („Asche der Nacht“) und fängt immer wieder gelungen die schweren Themen ein: Liebe, Tod, Vergänglichkeit. Auch Amseln kommen vor, erinnern von weitem an Sarah Kirsch, es summt der Leidenston von Else Lasker-Schüler aus dem off. Diesen verhängnisvollen Vergleichen entgeht die Autorin, indem sie gern die etwas längere Form der rhythmischen Prosa wählt, was vom Publikum meist sehr begrüßt wurde. Auch die klare, oft burschikose Sprache gefiel den Diskutierenden. Besonders gut kam an, dass die kurzen Texte zum Mitlesen eingeblendet wurden, und dass die Autorin das Werkstattgespräch produktiv führte, Anregungen aufnahm und Korrekturen versprach.

So konnte sie aus ihrem letzten vor zwei Jahren erschienenen Buch „Plötzliche Hunde“ mit Prosa-Skizzen leider nichts mehr vorlesen, was aber bei einem Abend live im MLb in nicht zu ferner Zukunft noch nachgeholt werden könnte.

w.h.