Schweden und Helden – Lesungen vom 06.12.2019

Nikolausabend im MLb – ein volles Haus mit fünf Autoren und einer Autorin, die sich Diskussion und Bewertung durch ein kritisches aber freundliches Publikum gefallen ließen! „Vorrunde zum Haidhauser Werkstattpreis“ (€ 500.-) bedeutete auch, dass der Abendsieger nominiert wurde für das Finale am Samstag nach Ostern 2020!

Den Beginn machte Andreas Wiehl mit einer sanften Geschichte („Wilderdbeere“) über Sohn, Mutter und Wäsche. Die angebotene Wilderdbeere (Hallo Ödipus), lookalike Brustwarze wird nicht verspeist, die „Ordnungsanarchie“ des Gartens vom Publikum vielleicht nicht hoch genug gewertet – es blieb immerhin bei Platz zwei, am Ende.

Stephan Priddy erzählte von einem „Held, der ein Abenteuer suchte“ . Der Junge entgeht mit mehreren Schlucken aus der Düngemittelpulle seiner Eltern nur knapp dem Tod und wird ruckzuck von einer Therapeutin über den bleibenden Wert von „Freundschaft“ aufgeklärt. Das Publikum mochte die Klarheit der Story, aber es reichte auch hier nicht für Platz eins.

Maler und Grafiker Michael Ried stellte „Das Lied der Schizophrenie“ vor, eine Wanderung durch Haidhausen und Haar, die nicht jedem im Publikum gefallen mochte. Eine Zuhörerin immerhin fühlte sich angenehm an die „tiefe Litanei eines Rosenkranzes“ erinnert.

Nach der kurzen Pause tischte Constantin Lebour das Beziehungsleben eines Mitsechzigers auf, das zwischen Erinnerungen und Hoffnung, zwischen „Verflossenen“ und Künftigen, zwischen Potenz und Pille in der Schwebe blieb und manchem im Publikum etwas „narzisstisch“ vorkam.

Klaus Schuster konnte mit seiner symbolischen Erzählung „Schwedenblut“ über die dörflichen Vorurteile in Großkrauthausen am meisten Punkte sammeln, auch deshalb, weil er in seinem Vortrag flüsternd, raunend und warnend der Sehnsucht des Publikums nach auch akustischem Genuss entgegenkam. Ein wenig wurde noch an möglichen konstruktiven Schwächen herumgemäkelt, was aber letztlich der Nominierung auf Platz eins keinen Abbruch tat.

Die Lyrik von Lara Wüster über „Große Eltern“ prägte abschließend das Ende des Abends mit elegischen Klängen. Krankheit, Altenheim und Tod wurden immerhin gemildert dadurch, dass eine muntere Enkelin schließlich mit Liebe und Frieden den Bogen über Gedichte zum Leben schlagen konnte.

Bericht von H. W.