Trotz des gleichzeitig stattfindenden Viertelfinalspiels Deutschland gegen Spanien der Fußball-Europameisterschaft fanden sich zum offenen Abend am 5. Juli 2024 nicht nur einige Zuhörer sondern auch vier Teilnehmer*innen am Wettbewerb ein, die ihre Texte vortrugen.
Christine Hoffmann präsentierte zuerst mit „offenen Blickes“ einen Text, der zunächst in rhythmischer Sprache pessimistische Gedanken zur Weltlage darbot, dann sich aber zu einer kleinen Erzählung über die Begegnung einer älteren Dame, der Erzählerin, mit drei Schuljungen von den einer auf die Türschwelle gespuckt hatte und die deshalb von der Erzählerin zur Rede gestellt werden, wandelte.
Das Publikum merkte kritisch an, dass der Text in zwei Teile zerfalle und statt Spekulationen der Erzählerin über die Jugendlichen diese besser selbst zu Wort gekommen wären.
Im Mittelpunkt der Geschichte „Der Löffel ist weg“ von Petra Lang steht ein hölzerner Löffel, der stets in der Küche hing und sehr vielseitig Verwendung fand, nicht nur zur Zubereitung von Mehlschwitzen oder Gemüsegerichten, sondern sogar zum Rühren im Haarschaum auf dem Kopf. Dieser ist plötzlich verschwunden und Gegenstand einer Suche und Spekulationen durch die Erzählerin, etwa dahin, das er sich im Kleiderschrank befinde oder gar nach einer Löffelin gesucht und eine solche gefunden habe.
Dem Publikum gefiel die Geschichte mit ihrer sich steigernder Absurdität, sah aber auch eine Gratwanderung bei der Personifikation eines Löffels
Raimund Fellner erzählte in „Josephine Bagi“ von der Freundschaft des Erzählers zu der titelgebenden Protagonistin. Beide lernen sich in einer so genannten Reha-Disco als psychisch Kranke kennen und es entwickelt sich eine intensive aber platonischen Beziehung, nachdem der Erzähler die Protagonistin mit einer von ihm angebeteten aber für ihn wohl unerreichbaren Bea vergleicht und die Josefine wiederum noch an ihrem früheren Ehemann, von dem sie längst geschieden ist, emotional hängt. Den Zuhörern gefiel der Text.
Zum Schluss trug Elisabeth Lösl „Begegnung der 4. Art“ vor, in dem der Erzählerin in Träumen bzw. Tagträumen Gesichter und Gestalten erscheinen, so das Gesicht eines Gauklers aus dem Mittelalter oder alte Männer in Lumpen rund um einen Tisch. Zuletzt begegnet sich die Erzählerin selbst am Nachmittag in einem Bett sitzend und sieht Farben, eine Bibliothek und anderes. Das Publikum fand die Geschichte nicht schlecht, bemängelte aber, dass sie durchaus ausbaufähig sei, beziehungsweise, dass der Titel Erwartungen wecke, die letztlich nicht erfüllt würden.
Die Zuhörer wählten Raimund Fellner zum Tagessieger und Kandidaten für das Finale des Haidhauser Werkstattpreis.