Der Maler und Autor Hans-Jürgen Henze zeigte an diesem Abend zehn Bilder und trug dazu jeweils zehn Gedichte vor. Das muss in dieser Reihenfolge erzählt werden, denn die Zuhörer, die diesmal zugleich Zuschauer waren, sahen zuerst die Bilder und hörten dann die dazugehörigen Texte, währenddem die Bilder auf dem mitgebrachten Bildschirm für alle sichtbar blieben. Angemerkt sei an dieser Stelle, dass nach der Erinnerung des Rezensenten dies das erste Mal im Literaturbüro war, dass Bilder und dazugehörige Texte in dieser Weise vorgestellt wurden. Wer nicht dabei war, hat also eine Premiere verpasst.
Zwar wurde während der überaus interessanten Diskussionen zu den einzelnen Objekten aus dem Publikum u.a. die Frage gestellt, ob die Gedichte auch ohne die Bilder – und umgekehrt – existieren könnten. Der Maler und Autor bejahte die Frage zwar zögernd; für ihn freilich gehörten beide Darstellungsformen zusammen. Schon die Tatsache der jeweils identischen Titel (z.B. Oh!, Hiawatha, Der Freudensprung, Flirt der Eule) von Gedicht und Bild machten dies deutlich. Es würde daher den vorgetragenen Texten des Abends nicht gerecht, wenn sie an dieser Stelle alleine besprochen bzw. dargestellt würden. Andererseits können die dazugehörigen Bilder hier aus Platzgründen nicht wiedergegeben werden. Sie würden den üblichen Rahmen eines Abendberichtes weit überschreiten.
Zu den Bildern erklärte der Maler H.J Henze zu Beginn, dass sie quasi aus einem einzigen Urbild entstanden waren, das er ebenfalls zeigte. Dieses hatte er dann in Formate zerschnitten, die wiederum Grundlage für die individuellen Bilder waren. Die Ergebnisse konnten im Vergleich zum Urbild als gegenständlich bezeichnet werden, zeigten sie doch deutlich Gesichter, Köpfe, Tiere, Gestalten. Man fühlte sich z.T. an Figuren von Chagall oder Beckmann erinnert, sie zeigten aber ganz eigenständige, vor allem farbliche Charakteristika. Der Autor H.-J. Henze erklärte zu seinen Texten, sie zeigten, was ihm während des Malens an Gedanken durch den Kopf gegangen sei, bzw. Dinge die er „aus den Bildern herausgefischt“ habe. Einig waren sich Maler/Autor und Publikum, dass die Texte nachträgliche Interpretationen, interpretierende Beschreibungen, der Bilder waren. Manchmal legte der Autor den Bildern des Malers politische Aussagen bei, die sich nicht ohne weiteres aus dem Gesehenen ergaben. Die Unabhängigkeit der Texte von den Bildern ergab sich auch durch ihre formale Struktur, die in den Bildern nicht angelegt war: Alle Gedichte reimten sich, meist in Gestalt von Paarreimen, erkennbar sollten bestimmte Versformen durchgehalten werden. Auch neigte der Autor dazu, den Texten eine ‚Conclusio‘ anzuhängen, die die Bilder nicht nahelegten.
Aus alldem ergab sich eine intensive, sachkundige Diskussion mit dem Publikum, die der Autor/Maler selbst und souverän mit seinen Beiträgen förderte. Am Ende langanhaltender, wiederholter Beifall für diesen kurzweilig-interessanten Abend.
Abendbericht: Ulrich Schäfer-Newiger
Foto: Beppo Rohrhofer