Das Münchner Literaturbüro hat sich wegen der Coronabestimmungen (2G+) in seiner 2036. Lesung ganz auf Zoom zurückgezogen und wird dies vermutlich auch noch bis Jahresende – mindestens tun müssen. Wer teilnehmen wollte, konnte den konkreten Zugangslink per Mail oder auf der „Termine“-Seite der Homepage bekommen.
Mae Ludwig von der Schreibgruppe „Wortkrieger“ las aus ihrem Zyklus „Kreis mit Kreuz“ zwei Geschichten von jungen Frauen, die jeweils mit ihrem Mann auf schreckliche Art scheitern – Hoffnung ist kaum in Sicht. In der Story „Carmen“ verstrickt sich eine 16-Jährige in ihre Abhängigkeit von einem weit älteren, muskulösen Mann. Beide in prekären sozialen Verhältnissen, spitzt sich die Lage nach drei, durch den Mann brutal provozierten Fehlgeburten, extrem zu. Die Brutalität des Mannes regiert den Alltag. Das Publikum war zwar von der Anlage der Geschichte angetan, kritisierte aber manches Detail als zu „klischeehaft“ .
Besser kam die Geschichte „Heike“ an, in der eine Frau nach 24 Jahren Ehe sehr pointiert in ein Tantra-Massage-Studio ausweicht. Der stark stilisierte „Meister Krishna“, der sich vor und nach der „Behandlung“ ausführlich die Hände wäscht, und € 120.- kassiert, erreicht offenbar mit einfachen Handgriffen den Punkt sexueller Erfüllung bei Heike. Ihre „innere Göttin“ ist erweckt, aber der Meister muss sie menschlich enttäuschen und so bleibt nur ein Plan von Scheidung und Flucht. Für manchen war dies beinahe realistisch erzählt, für andere eher eine Satire, wobei man sich immer fragt, worauf sich die Satire beziehen soll. Die Provokation des Moderators, der nach der Mitschuld der Frauen fragte, wurde energisch zurückgewiesen. Vielleicht wäre es eine Satire auf den verzweifelten Versuch der Menschen irgendeine Form von Glück zu finden?
Abendbericht von W. Hirche