Geburtsdrama und Knastgeschichte – Offener Abend am 7.2.2020

Volles Haus beim Offenen Abend, an dem sechs Autorinnen und Autoren Stories oder Gedichte vortrugen und am Schluss Marion Zechner mit „Freiheit“ über den Ex-Knasti Ricky knapp gewann.

Zunächst begann Raphaela Bardutzky, eine mit „Münchner Schichten“ schon bei vielen bekannte Theater-Autorin, mit einer ironischen „Happy Birthday“- Story, bei der es vordergründig um so etwas wie Geburtsfleisch und Geburtskampf ging, dramatisch zugespitzt zu der Frage, ob „das Herz schlägt“. Dahinter ging’s um Mann-Frau, Seele-Materie und andere komplexe Themen, die aber leider etwas untergingen, auch wegen des etwas zu schnellen Vortrags vor einem jungen, kritischen, vielleicht auch leicht überforderten Publikum.

Danach präsentierte Thomas Wagner eine Konrad-Adenauer-Erinnerungsstory aus den 50er Jahren, die vom Publikum teils als „tolle Story“, teils als „etwas altbacken“ aufgenommen wurde: Der Altkanzler, Rosenzüchter und Bocciaspieler, hinterfragt von einem 5-6 jährigen Kind – eine prinzipiell reizvolle Idee.

Viviane Golan, eine Autorin, die glücklich war, ihren Namen hier französisch prononziert zu finden, ergoss eine Welle lyrischer, rhythmischer Zeilen zum Thema Liebe und Sehnsucht nach dem „Richtigen“, dem für sie „Bestimmten“, man könnte auch sagen, dem Märchenprinzen über das Publikum, das teils verzückt, teils kritisch zurückblieb.

Nach der Pause überraschte Marion Zechner mit dem sehr authentisch, sehr realistisch wirkenden Sozialtext „Freiheit“: Ricky, der Vater von Piet und Mann von Lara hat nach 14 Monaten hinter Gittern einen dürftigen Job gefunden und wird von neuen und alten Kumpels wieder auf den Pfad des Drogendealens gelockt. Er ist hin und hergerissen, das Leben ist zu teuer, er braucht dringend Kohle, kämpft mit der Angst vor dem wieder Einsitzen, aber weniger mit einem schlechten Gewissen oder moralischen Bedenken. Sprache und Dynamik sind schlüssig, das Ende offen – es gab kaum Kritik im Publikum.

Danach umspielte Ulf Großmann mit „Spiel des Schriftstellers“ die Mühen eines Poeten als Fußball-Spiel und -Kampf mit etlichen Fouls, Dribblings und Vorlagen – auch das ein reizvoller Grundgedanke. Umstritten war nur, wie weit er trägt.

Eine junge Autorin mit dem Pseudonym-Versteck „Honigpferd“ gefiel zum Abschluss noch mit einem Langgedicht zum Thema „Familie“ und einem Text zu tief empfundener Traurigkeit, wenn es draußen noch hell aber dennoch schon längst „dunkel“ ist.

Bericht von Wolfram Hirche