Krieg und leise Töne – Abendbericht vom 7. April 2023

Die Autorin Karin Riedl kam, sah und siegte an diesem kühlen Karfreitag-Abend im MLb vor vollem Haus mit ihrer Geschichte „Mykyta, der Mörder“.

Doch bevor sie drankam, führte Stefan Kessler das Publikum in seine „Tagebuch-Gedichte“ ein. In wohlgeordneten Rhythmen und Reimen schildert er die Alltagssorgen und -mühen des Menschen. Etwa den zu warmen Frühling, den heißen Sommer und die Schwierigkeit mit dem „Glück“ des Lebens.

Danach las Lucas Friedrich die Prosa „Katalina“. Der beinahe noch jugendliche Autor schilderte in knapper, treffender Prosa die Flucht einer jungen Frau, Katalina, in ein christliches Heim. Zwischen Geborgenheit und Angst erlebt sie dort Tage und Nächte. Angst deshalb, weil sie unterm Bett durchaus unchristliche Lektüre verwahrt und heimlich Cannabis aus dem offenen Fenster pafft. Natürlich wird sie entdeckt – das Ende bleibt offen.

Karin Riedl entführte die Zuhörer in ein östliches Land im Krieg, offenbar eine Anspielung auf die Ukraine. Die Angst der Familie vor dem nächsten Bombeneinschlag, das Versteck im Wald und der Tod der geliebten alten Katze bilden das Zentrum der Story. Auch wenn einigen Zuhörern die Tränen und Gefühle etwas zu dick aufgetragen vorkamen, wurde diese Geschichte zur Nummer eins gewählt.

Nach der kurzen Pause kam Ulf Großmann mit einem Zyklus aus 10 Gedichten zum Zug. In sehr zurückgenommener, leiser Sprache berichtete er über die „Gesamtsituation“, über die man erst in zwei Jahren etwas würde sagen können, die Unsicherheit sowohl der religiösen, als auch der psychischen und ökonomischen Lage – ganz abgesehen von der Politik, der lyrisch nicht beizukommen ist. Seine Texte wirkten diesmal etwas sperrig, dem geneigten Publikum möglicherweise nicht geschmeidig genug – was aber ihrem Gegenstand angemessen war.

Danach wurde es noch stiller – Maria Wargin trug ihre lyrischen Texte vor, die  dem Publikum sehr viel Raum zur freien Deutung und für ergänzende Assoziationen lassen. Für manche war das alles zu „hermetisch“, immerhin konnte man im letzten „Gedicht“ den Mond erkennen, einen Wolf und sein hartes Fell. Maria Wargin wurde mit nur zwei Punkten Abstand auf den zweiten Platz gewählt.

Am Schluss hämmerte Gerhard Häusler dem nahezu erschöpften Publikum ein gutes Duzend sprachspielend-gereimter Texte um die Ohren, bei denen es zum großen Teil um Lebenserkenntnisse, Weisheiten und Irrtümer des Autors geht, die aber voll Humor auf die Hörer einprasseln, sodass sie als durchaus vorläufig gelten können und jederzeit veränderbar.

Bericht: wolframhirche

Foto: Beppo Rohrhofer