Auch dieser russische Abend im MLB war ein Spektakel. Die Truppe um Inna Zagrajewski und Gerhard Häusler füllte den Raum mit Lyrik russischer Autoren, mit Liedern, Tanz und Pantomime, alles unter dem Thema „Nostalgie“.
Der Versuch des Moderators, an die Gepflogenheiten des MLb anzuknüpfen, nämlich die präsentierten Texte der Würdigung durch das Publikum zuzuführen, scheiterte kläglich. Die Kunstschaffenden und das Publikum waren einer Meinung: das ist ein „ganz anderes“ Format. Recht hatten sie. Der Moderator sah das auch sofort ein. Das Format ist und bleibt ein ganz besonderes. Diese geballte Ladung russischer Lieder, Gedichte und Tänze ist weder zu dem Zweck verfasst, kritisch gewürdigt zu werden, noch ist sie zu diesem Zweck von Inna Zagrajewski übersetzt worden und schon gar nicht wurde sie zu diesem Zweck vorgetragen. Man muss nicht immer an allem herumdenken, herumdoktern, herumkritisieren. Man kann Worte, auch unverständliche, einfach hören, und zusammen mit den melancholischen, von Leben und Sehnsucht handelnden Liedern in sich einsickern lassen. Die Tanzdarbietungen von Elena Dinitz und Aurelia Pociute waren schön anzuschauen und die Pantomime „Hoffnung“ von Gentscho Todorov gelang sehr eindrucksvoll. Die Gitarrenbegleitung von Friedrich Wetter war so dezent und passend wie bei den vorangegangenen Abenden. Die Texte stammten vorwiegend von zwei russischen Autoren: Alexander Wertinski und Pjotr Leschtschenko.
Im Übrigen ist zu wiederholen aus dem Abendbericht des letzten russischen Abends:
Wenn Zweck des Abends war, ein russisches Gefühl, oder russische Gefühle zu transportieren, oder ein Gefühl für das Russische oder auch nur ein Gefühl für das vermeintlich Russische, dann ist das eindrucksvoll gelungen. Beigetragen hat vor allem der Enthusiasmus auf der Bühne, der sich im Laufe des Abends auf Teile der zahlreich erschienenen Zuhörer und Zuschauer übertrug.
Die Show war nach einer guten Stunde vollbracht. Anschließend nutzte man Gelegenheit und Atmosphäre zu anregenden Gesprächen.
Bericht von Philipp Stoll
Foto von Susanne Görtz (Russischer Abend vom 8. Oktober 2021)