Kritische Paarungsversuche – Abendbericht vom 14. April 2023

Der jugendliche Autor Lucas Friedrich, 24, war extra aus Bayreuth angereist, um vor dem Publikum des MLb drei Texte zu lesen: Den Romanauszug „To live and die in June“, die Kurzgeschichten „A little Song for us“ und „Das Herz der Walküre“. In allen Texten geht es um die Begegnung eines jungen Mannes mit einer jungen Frau unter Anwendung größerer Mengen Alkohols und anderer Rauschmittel – wobei diese verkürzte Darstellung dem Können des Autors natürlich nicht gerecht wird. Die Zuhörer fanden vor allem den Romanauszug sehr gelungen und diskutierten lebhaft. Nach einem Fantasie-Intro mit Sprung von der Brücke hinunter in die Elbe bei Magdeburg geht es um die Begegnung des Schülers Thee mit der „Neuen“ in der Klasse, Lea, und darum wie sie in wirklich knappen, sehr charakteristischen Dialogen einander umkreisen und kennenlernen. Das Publikum mochte den Plot, auch wenn es nicht immer jeder Wendung sofort folgen konnte, da die Erzählweise vom Zuhörenden große Aufmerksamkeit forderte!

In der Story „A little Song for us“ verbrennt der Ich-Erzähler schon am Anfang sein Auto samt Büchern und Manuskripten, um danach in einer Bar mit einem Mädchen anzubandeln. Während die beiden sich in gezielten, teils witzigen Dialogen näher kommen, kreischen im  Hintergrund andauernd die Sirenen von Polizei und Feuerwehr – auch das kein schlechter Ansatz, vor allem, weil über allem immer der Nebel jugendlicher Melancholie zu liegen scheint.

Schließlich, nach heißer Diskussion noch die Story „Das Herz der Walküre“, in der sich ein junges Paar zum Suizid mittels Tabletten und Vodka trifft und während der Vorbereitungen einander näherkommt, sodass sich das Leben schließlich ganz gut anfühlt, aber das Gift wird  doch eingenommen, es muss. Damit der Plot nicht allzu flach wird, hat der Autor für den Leser zunächst eine Schrecksekunde (Suizid und Klinik) eingebaut, ehe das Ganze sich dann doch in Literatur auflöst. Diese Geschichte fanden manche etwas zu lang, für andere war das Ende zu kompliziert – der Autor versprach, daran zu arbeiten und wieder zu kommen – was  alle hoffen!

Bericht: W. Hirche