Das Finale zum diesjährigen Haidhauser Werkstattpreis gewann Franz Oberhofer aus Schongau mit Lyrik, drei gleichmäßig gewichteten Gedichten: Siedlung am Rand, Kopfsprung, Ausgeburt von Versen.
Und erstmals in der Geschichte des Preises wurde auch der zweite Platz von einem Lyriker belegt, mit nur einer Stimme weniger. Knapp dahinter landete Carlo Max Engelander mit seiner Erzählung „O Komarov“ , gefolgt von Petra Ina Lang und Stefan Priddy, ebenfalls Prosa.
Die Lyrik des Gewinners Franz Oberhofer hat den Charme, kurze Geschichten zu erzählen, so etwa die Jagd des Dichters nach dem passenden Vers oder die Angst des Turmspringers und sein Eintauchen ins Nichts. Kleine Kalauer, wie die „Ferse der Verse“ oder Anspielungen auf eine „Kanzlerin“ würzen das Ganze mit einem ironischen Kick. Das Publikum dieses Abends bevorzugte jedenfalls diese narrative Poesie vor den eher spröden, knapp gemeißelten Rhythmen des Ulf Großmann, der in den beiden „Memos an mich“ seine Themen wie Geburt, Kunst und Tod in hoch verdichteter Form und sprachlich präzise abhandelte.
Der extra aus Halle/Saale angereiste Junglehrer (Kunst, Geschichte) Carlo Maximilian Engelander kombinierte in seiner aus weiblicher Sicht geschilderten Story den Absturz des Astronauten Komarow anno 1967 mit der Lovestory von Auguste, die ihren Liebsten irgendwo zwischen Berlin, Köln und Leipzig in irgendeiner Wohngemeinschaft verliert – wahrscheinlich, weil er ihr zu großmäulig ist und alles zu wissen vorgibt. Was ja als Manneseigenschaft nicht selten vorkommt. Komarows Fallschirm öffnete sich nicht. Die Sowjets hatten es vorher genau gewusst, und Liebe kann Absturz sein im freien Fall.
Petra I. Lang bekam viele Stimmern für ihr „Haus der Religionen“, einer Geschichte, in der ein Reiseführer das Publikum durch die virtuellen Möglichkeiten der Anbetung verschiedener Götter begleitet, elegant und geschmeidig. Die Chance, auch Politikern einen Schrein zu gönnen, ließ die Autorin sausen. Ihr Text blieb zwischen Satire und philosophischer Betrachtung etwas im Ungewissen.
Stefan Priddy entschied sich in seinem Text „Kurzes Innehalten“ eindeutig gegen die Satire, obwohl die Gespräche eines Wanderers mit einem einsamen Baum durchaus auch in dieser Richtung deutbar wären. Man erinnert sich an Politiker, die fotogen den einen oder anderen Baum spontan umarmen – es ist die große Zeit für Bäume, ohne Zweifel!
Abendbericht von W. Hirche.